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Sonnige Aussichten. Die Dächer öffentlicher Gebäude in Berlin sollen der Gewinnung von Solarenergie dienen. Foto:

© Paul Langrock/Zenit/laif

Energie in Berlin: Polizeiwachen und Gefängnisse bekommen Solaranlagen

Strom aus Berlin gibt es bald von fast jedem Dach landeseigener Gebäude. Bei der Ausschreibung kommen die neu gegründeten Stadtwerke zum Zuge.

Auf dem Dach, das den Tänzerinnen im Friedrichstadtpalast Schutz bietet, wird eine installiert, alle Gefängnisse in Berlin bekommen eine und auch Wachen der Feuerwehr sowie Verwaltungsgebäude – die Rede ist von Anlagen, die Sonnenstrahlen in Energie umwandeln. Zusammen werden die neuen Kollektoren rein rechnerisch jedenfalls so viel Energie erzeugen, dass sie 2000 Berliner Haushalte erleuchten und mit Strom versorgen könnten. Und weil die neu geschaffenen landeseigenen „Stadtwerke“ gleich 28 dieser neuen „Solarkraftwerke“ aus der großen Ausschreibung zugesprochen bekommen, erfreut sich die Firma über einen kräftigen Umsatzschub.

Ausgeschrieben hatte die Firma zur Verwaltung und zum Verkauf landeseigener Immobilien BIM insgesamt sieben „Lose“ zur Aufrüstung staatlicher Gebäude in Berlin. Vier davon – und zwar solche mit dem größten Anteil an solartechnisch aufzurüstenden Dächern – haben nun die Stadtwerke erhalten. Auftragswert: 5,5 Millionen Euro.

Die vor zwei Jahren von den Wasserbetrieben gegründeten Stadtwerke hatten zuletzt durch den Bau von Windrädern bei Stahnsdorf von sich Reden gemacht. Die Stadtwerke sind gleichsam im Namen des Landes unterwegs und erhielten den gesetzlichen Auftrag, die Energiewende in Berlin voranzubringen.

7,95 Euro pro Monat Grundpreis plus 24,60 Cent pro Kilowattstunde kostet der Ökostrom made in Berlin. Jeder kann ihn abnehmen, meistens gewinnen die Stadtwerke aber Mieter von Siedlungen landeseigener Wohnungsbaugesellschaften, die mit Solaranlagen ausgerüstet werden. Zumal diese die saubere Energie noch einmal etwas billiger bekommen. „Im Pankeviertel der Gesobau an der Rolandstraße haben ungefähr ein Viertel der Mieter einen Vertrag abgeschlossen“, sagt Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe, zu der die Stadtwerke gehören.

Wer ein Öko-Gewissen hat, kann dieses gleichsam beruhigen, indem er Kunde bei den Stadtwerken wird. Wer dagegen Preise vergleicht, wird eher zu sauberem Strom von schwedischen Wasserkraftwerken greifen. Der wird an Börsen gehandelt und den Bürgern von Stromdealern weiterverkauft. Mit deren Preisen können die Berliner Stadtwerke nicht konkurrieren, liegen aber im Ökosegment im Mittelfeld.

Wohl aber können sie Berlin unabhängiger von staubiger Kohle- und strahlender Atomenergie machen. Dazu hatte die landeseigene Immobilien-Besitz und Verwaltungs-Gesellschaft BIM bereits vor sechs Jahren das Rote Rathaus mit 160 Solar-Modulen ausgerüstet, die eine Leistung von 38 Kilowatt in der Spitze versorgt. Die Energiewende befördert außerdem ein „Solarstrompark Berliner Schulen“. Dazu zählen 23 Gebäude in fünf Bezirken, die bei strahlendem Sonnenschein eine Leistung von 1100 Kilowatt Strom in die Leitungen einspeist.

Die neuen, nun vergebenen Aufträge zum Bau von Solaranlagen auf Dächern öffentlicher Gebäude werden die Stadtwerke finanzieren und auch betreiben. Den Bau der Anlagen übernehmen sie gemeinsam mit dem mittelständischen Berliner Anlagenbauer Berolina Solar. Die landeseigene Immobilienfirma BIM pachtet die Solaranlagen dann und entlastet durch den selbst erzeugten und verbrauchten Strom die Netze. Sie profitiert dabei auch von Förderungen im Rahmen des Gesetzes zu den erneuerbaren Energien (EEG).

Neben den Stadtwerken, die etwa drei Viertel der ausgeschriebenen Anlagen erhalten, kommt eine Genossenschaft aus Köln zum Zuge sowie eine Firma aus Bulgarien. Auch diese werden Feuerwachen, Polizeigebäude, Verwaltungsbauten sowie Kultureinrichtungen mit der Solartechnik zur Stromerzeugung ausrüsten.

Das sei „ein große Schritt für die Stadtwerke und ein kleiner für die Energiewende“, sagte Michael Schäfer von den Grünen zur Vergabe. Die Stadtwerke spielten in den Koalitionsverhandlungen eine wichtige Rolle. Grüne, Linke und SPD hätten ähnliche Ziele, dies habe die Enquetekommission „Neue Energie“ der letzten Legislatur gezeigt.

Das Potenzial der Stadtwerke sei bei weitem noch nicht ausgereizt. Bisher werde weniger als ein Prozent des in Berlin erzeugten Stroms regenerativ hergestellt – 25 Prozent seien es bundesweit. Die Stadtwerke könnten sich beim „Lastmanagement“ zur effizienteren Nutzung von Ökostrom verdient machen und ungenutzte Ressourcen wie die Klärschlämme oder das Straßenlaub zur Energieerzeugung einsetzen.

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