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Techniker an der Theke. Ralph Semmler weiß, dass Beleuchtung und Kühlung der Getränke die größten Energiefresser im Club sind. Doch es gibt Mittel und Methoden dagegen.

© Georg Moritz

Energie sparen im Nachtleben: Matrix Berlin - auf Effizienz gebeamt

In einem der größten Clubs von Berlin sind die Kühlschränke immer bis oben voll. Und das Problem mit der Klimaanlage kriegen sie hier auch noch in den Griff.

Vom Tag in die Nacht sind es nur wenige Schritte: Einfach durch die Tür in den Bögen unter dem U-Bahnhof Warschauer Straße, und schon steht man im Dunkeln. Tagsüber zumindest, sofern nicht gerade das sogenannte Putzlicht brennt im „Matrix“, einem der größten Berliner Clubs. Wenn die Stadt sich schlafen legt, wird es hier bunt und laut. Und so heiß, dass die Getränke wirklich kalt sein müssen.

Diese Gegensätze sind energieintensiv, zumal sie an 365 Tagen im Jahr zelebriert werden. Von 240 000 Kilowattstunden im vergangenen Jahr weiß Haustechnikchef Ralph Semmler zu berichten. Das entspricht dem Verbrauch von etwa 1000 Berliner Privathaushalten – und ist doch wenig im Vergleich zu früheren Zeiten. „Wir liegen bei der Stromrechnung da, wo wir schon vor weit über zehn Jahren waren“, sagt Semmler, der gelernter Elektriker ist und ein herrlich verräuchertes Bayrisch spricht. Da sich die Strompreise seitdem fast verdoppelt haben und das Matrix früher nicht jede Nacht geöffnet hatte, ist der Verbrauch mächtig gesunken. Beleuchtung und Kühlung seien die großen Posten, sagt Semmler, während er durch die heiligen Hallen läuft.

Rund 100 Projektoren hängen an gewölbten Backsteindecken, jeder hat früher 290 Watt gefressen. Mit Leuchtdioden reichen jetzt 45 Watt, und die auf Inventar und Menschen projizierten Bilder sind genauso eindrucksvoll. Auch die anderen Scheinwerfer stecken voller LEDs und sind gleißend hell. So gute Leuchtdiodentechnik gibt’s erst seit etwa zwei, drei Jahren, schätzt Semmler, während er die Kühlzelle aufschließt. Dort stapeln sich Getränke bis zur Oberkante, was ausdrücklich gewollt ist und an sieben Bars im Club durchgehalten wird: Während ein halb leerer Kühlschrank bei jedem Öffnen einen Schwall kalte Luft verliert und warme schluckt, bleibt ein voller kalt.

Die Mitarbeiter, die hier nächtens ausschenken, wissen das. Und die, die tagsüber sauber machen, arbeiten neuerdings unter Neonröhren, die gut 90 Prozent sparsamer sind als die alten Halogenstrahler. Und wenn das Reinigungspersonal das Licht nicht selber ausschaltet, tut es eine Automatik-Timer. Ein paar ineffiziente Geräte wurden bereits ausrangiert. Andere laufen auf Bewährung – mit separaten Stromzählern als Kontrolle.

Während Semmler die Welt der Finsternis wieder schlafen legt, berichtet sein Chef Alexander Skornia nebenan im Büro von der Aktionswoche 2013: Ingenieure seien bei „Berlin spart Energie“ ebenso vorbeigekommen wie neugierige Laien und andere Clubbetreiber. Man verspreche sich von der Aktion keinen Profit, aber allein der Imagegewinn und der Austausch mit anderen seien die Teilnahme wert. Zumal Clubs auch nur Wirtschaftsunternehmen in einer schnelllebigen Branche sind. So ist das Matrix formal eine GmbH mit etwa 20 festen und rund 60 Teilzeitmitarbeitern.

Ein Rumpeln im Büro kündet von der Abfahrt der nächsten U1. Kein idealer Obermieter im Hinblick auf Skornias nächstes Großthema: Das Matrix hat eine Lüftung, aber keine Klimaanlage. Und moderne Varianten wie eine Solaranlage zur nächtlichen Wärmeabstrahlung auf dem Dach fallen aus, wenn oben die Bahn fährt. Und die Installation der konventionellen stromfressenden Klimageräte wollen sie sich im Matrix möglichst ersparen. Noch haben sie keine Lösung. Aber sie arbeiten dran.

Thementour am 9.10. ab 12 Uhr, Anmeldung unter www.berlin-spart-energie.de

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