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Traditionell ist hierzulande Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr. Doch das ändert sich.

© Patrick Pleul/dpa

Engagement in Berlin: Ehrenamt 2.0: Bibliothek zur Zivilgesellschaft eröffnet

Die Maecenata Stiftung öffnet am Donnerstag die größte deutschsprachige Bibliothek zum Thema Zivilgesellschaft.

In Berlin wird ein neues Kapitel in Sachen Philanthropie aufgeschlagen: Mit 15.000 Medieneinheiten Fachliteratur zu den Themen Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement steht interessierten Studenten und Forschern nahe der Jannowitzbrücke jetzt die größte Fachbibliothek im deutschsprachigen Raum zur Verfügung. Das ist auch weltweit eine der größten Sammlungen zum Thema Philanthropie – möglich gemacht hat sie die Maecenata Stiftung.

Die Zivilgesellschaft ist eine noch vergleichsweise neue Erscheinung demokratischen Zusammenlebens. Aber sie ist durchaus schon alt und zukunftsträchtig genug, um der Erforschung zu bedürfen. Dazu braucht es neue und kreative Ansätze, denn an innovativen und originellen Projekten ist kein Mangel. Besonders junge Leute tun sich mit immer neuen Ideen gerade auch im Netz hervor.

Mit dem Tocqueville Forum hat Rupert Graf Strachwitz unter dem Dach seines Thinktanks Maecenata Stiftung nun eine Möglichkeit geschaffen, die künftig allen engagierten Menschen Zugang zu Studien und Forschungsergebnissen über die unterschiedlichsten Aspekte der Zivilgesellschaft verschafft. Jahrelang hat sich der renommierte Stiftungsexperte darum bemüht, ein solches Zentrum gemeinsam mit Hochschulen aufzubauen. Vergeblich, letztlich hat sich das als zu kompliziert und mühsam erwiesen.

Brücken bauen zwischen Politik, Wissenschaft und Praxis

Vielleicht ist das Forum bei diesem Sujet aber ohnehin flexibler als manche Universitätsinstitute. Kooperationen sind sowieso geplant. Außerdem soll von dort aus ein elektronischer Informationsdienst zur Zivilgesellschaft nicht mehr nur für Medien und Experten erstellt werden, sondern für alle interessierten Bürger, die sich mit dieser Materie befassen. Es wird dort auch Datenbänke für Stiftungen und Forschung geben. Auch Seminare sollen künftig am neuen Standort stattfinden. Bereits am 17. Oktober findet ein Intensivseminar Zivilgesellschaft statt für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in Vereinen, Verbänden, Stiftungen, Unternehmen und Behörden. Studenten werden mit einer Gebührenermäßigung willkommen geheißen.

Rupert Graf Strachwitz, der selbst über eine Tätigkeit in einem großen Wohlfahrtsverband in die Forschung zu diesem Themenbereich gefunden hat, will das Tocqueville Forum ausbauen zu einem Vernetzungsort unter anderem für Themenanwälte, Wächter, Dienstleister, politische Mitgestalter und Selbsthilfe-Experten. Wichtig ist ihm, dass Menschen zusammengebracht werden, die sowohl haupt- als auch ehrenamtlich unterwegs sind, die forschen, verwalten oder unterstützen.

Dabei gilt es auch, Brücken zu bauen zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik. Gerade weil die Zivilgesellschaft ein noch junges Phänomen ist, müsse man sich auch mit ihren Funktionsweisen befassen, sich über potenzielle Betätigungsfelder austauschen und Dynamiken verstehen. Dazu sollen neue Projektformate entwickelt und mit Kooperationspartnern weltweit ausprobiert werden. Das eigentliche Maecenata Institut will derweil sein Profil als außeruniversitäre Lehr- und Forschungseinrichtung schärfen. Gerade läuft dort ein dreijähriges Forschungsprojekt zum Thema „Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft“.

Sponsoren sind immer gesucht

Für Strachwitz ist gerade dieses Projekt ein schönes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sich um unerwartete Dynamiken zu kümmern. Am Anfang sei das Ziel gewesen, zu erforschen, wie die christlichen Kirchen, das Judentum und der Islam zur Zivilgesellschaft stehen. Schon nach einem Jahr sei aber völlig klar gewesen, dass gerade überall gravierende Änderungsprozesse stattfinden, die nach Begleitforschung verlangen.

Für die verschiedenen Projekte sind neue Sponsoren immer willkommen. Oft springen große Stiftungen oder Ministerien als Geldgeber ein. Ein Thema, dem mehr Augenmerk geschenkt werden sollte, ist die ausgeprägte Engagement-Kultur im Islam. Strachwitz warnt vor der Gefahr, alles über einen Kamm zu scheren. Gerade da sieht er großes Potenzial auch für die integrativen Kräfte der Zivilgesellschaft. Natürlich will er auch die Begleitforschung zur Flüchtlingsbetreuung fortführen, nicht nur die mitgebrachten Engagement-Traditionen erforschen, sondern das Engagement von Geflüchteten in Deutschland.

Es geht ihm vor allem um Einordnung und Transparenz neuer gesellschaftlicher Mechanismen. Dabei kann er sich gut Kooperationen vorstellen mit arrivierteren Institutionen, dem Bundesverband der Stiftungen beispielsweise, dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen oder dem Bundesnetzwerk bürgerschaftliches Engagement.

Am Donnerstag, 29. September 2016, wird das neue Forschungszentrum, Rungestraße 17, Mitte, mit geladenen Gästen eröffnet; künftig montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr.

Online: www.maecenata.eu

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