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Berlin: Entdeckung der Einsamkeit

Prominente zeigen ihr Lieblingsbild aus der MoMA–Ausstellung: Thomas Hermanns mag Edward Hoppers „Das Haus am Bahndamm“

Noch bis zum 19. September läuft die MoMASchau. In loser Folge stellen Prominente Bilder vor, die ihnen gut gefallen. Heute: Thomas Hermanns, Gründer des „Quatsch Comedy Clubs“, mag Edward Hoppers „Das Haus am Bahndamm“.

Spontan hat mich das Haus an das aus dem Film „Psycho“ von Alfred Hitchcock erinnert – es strahlt diese unglaubliche Verlassenheit aus. Hinter dem Fenster könnte Anthony Perkins lauern. Hitchcock hat sich davon inspirieren lassen.

Das ist das typische Thema von Hopper, die amerikanische Einsamkeit. Manchmal weiß man aber nicht: Hat sich Hopper an die Amerikaner oder haben sich die Amerikaner an Hopper angenähert. Hin und wieder beschleicht einen das Gefühl, dass die Leute in den Bars, wenn sie – versunken über einen Drink gebeugt – allein am Tresen sitzen, dieses berühmte Bild von ihm nachstellen; „Nighthawks“ heißt es. Auf meinem Lieblingsbild sind Bahngleise, aber man erwartet nicht, dass ein Zug vorbeirattern wird. Das wirkt nicht nur melancholisch, man denkt auch an Technik und Beweglichkeit – auch typisch für Amerika.

Die Bilder von Hopper werfen mich auf den Mythos zurück, warum ich selbst 1989 nach New York gezogen bin. Weil es keinen Ort gibt, an dem man die Einsamkeit so kultivieren kann, wie in dieser Stadt, und das auf eine gute Art. In New York kann man sich alleine in eine Bar setzen und gut dabei aussehen, ein bisschen mit dem Barkeeper quatschen und melancholisch sein. Das ist eine Einsamkeit, die nichts Bedrohliches hat. So wie auch die Einsamkeit auf Hoppers Bildern nichts Bedrohliches hat. Sie sind nicht kalt. In ihren Farben schon mal gar nicht, aber auch nicht in ihrer Kernaussage. Auch das Haus auf dem Bild strahlt etwas Warmes aus. Man kann sich durchaus vorstellen, dorthin nach Hause zu kommen.

Edward Hopper ist ja inzwischen ziemlich vereinnahmt von der Popkultur. Das Bild von der Bar ist auf tausenden von Federmäppchen und hängt in jedem Jugendzimmer, manchmal – das ist dann die Hardcore-Version – ist James Dean reinkopiert oder Marylin Monroe. Aber das Bild von dem Haus ist nicht so bekannt. Wenn man solche Bilder ausstellt, hilft man vielleicht dabei, Hopper aus der Poesiealbum-Ecke herauszuholen. ase

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