Berlin: Entführer der kleinen Sharlyn muss in Haft 25-Jähriger ist doch kein Fall für die Psychiatrie

Berlin - Der Entführer eines achtjährigen Mädchens ist doch nicht derart gestört, dass er ein Fall für die Psychiatrie wäre. Roy B., der ein ihm völlig fremdes Kind im Mai von einem Spielplatz in Hellersdorf verschleppte, wurde am Freitag zu 22 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde nicht zur Bewährung ausgesetzt. Auch wenn der 25-Jährige erstmals straffällig wurde, sei die Prognose ungünstig. „Er hat eine hohe Schwelle übertreten, das macht uns Sorge“, hieß es im Urteil. Roy B. habe zudem erklärt, er fühle sich sexuell zu jungen Mädchen hingezogen. B. nahm das Urteil regungslos entgegen. Für ihn war die Tat nicht so schlimm. Er habe Sharlyn körperlich gar nicht attackiert, sagte er vor Gericht. Sein Opfer aber ist seitdem ein anderes Kind, nicht mehr unbefangen, voller Angst. Zu traumatisch war es, als der fremde Mann kurz nach elf Uhr Sharlyn packte und aus dem Sandkasten heraus in seine Wohnung nahe dem Spielplatz trug. Bald suchten Familie, Freunde und Polizei nach dem Mädchen. Höllenqualen machten die Angehörigen durch. Aber auch das Kind, denn Roy B. ließ es nicht gehen. Erst zehn Stunden später stand es vor der Tür der Oma, körperlich zwar unversehrt, aber total verängstigt.

Roy B. wohnte parterre mit Hund und Katze. Er hatte keinen Beruf, war arbeitslos und gerade mal wieder allein. Vor Gericht behauptete er, sich an nichts erinnern zu können. Man hatte ihn zunächst für krank gehalten. Eine Psychiaterin attestierte ihm eine schwere Persönlichkeitsstörung und Pädophilie. Im Prozess um Freiheitsberaubung und Entziehung Minderjähriger revidierte sich die Gutachterin. B. habe ihr womöglich etwas vorgespielt, vieles sei Inszenierung, um sich interessant zu machen. Die Störungen seien doch nicht so erheblich. K.G.