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Der finnische Telekommunikationskonzern Nokia hat auch einen kleinen Standort in Berlin-Charlottenburg. Dieser soll zum Jahresende aufgegeben werden.

© AFP

Entlassungen in Berlin: Nokia gibt Standort Nordost auf

Neben Hamburg und Leipzig will der finnische Konzern auch den Berliner Standort schließen. 50 Beschäftigte werden entlassen.

Das Management des Telekommunikationsanbieters Nokia hat beschlossen, den Standort Nordost zum Jahresende zu schließen. Damit sind rund 100 Beschäftigte in den Niederlassungen in Berlin, Hamburg und Leipzig betroffen.

Am Berliner Standort am Salzufer in Charlottenburg arbeiten davon 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Die IG Metall kritisierte die Entscheidung des finnischen Konzerns, dessen deutsches Hauptquartier in München ist, scharf. „Die Mannschaft der Nokia Sales and Service GmbH, Region Nordost hat über Jahrzehnte Industrie- und Regierungskunden zu IT und Telekommunikationsnetzen beraten und kennt das gesamte Spektrum der Kommunikationstechnik: von der einfachen Telefonleitung über das Glasfasernetz für Industrie 4.0 bis hin zum 5G-Netz. Einige haben ihr ganzes Berufsleben im Unternehmen verbracht“, hieß es in einer Mitteilung der Gewerkschaft.

Erfahrungswissen werde systematisch abgebaut, kritisiert die Gewerkschaft

Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Region Nordost mit Berlin als Hauptstadt, Hamburg als wichtiger Drehscheibe für Handel und Dienstleistung sowie Leipzig als aufstrebender Wirtschaftsregion im Osten aufgegeben werde, sagte Regina Katerndahl, von der IG Metall Berlin. „Aus unserer Sicht ist es nicht sinnvoll, dass die Kundenbetreuung und -pflege vor Ort nicht mehr stattfindet.“ Hier werde Erfahrungswissen „systematisch abgebaut“. Aus Sicht der IG Metall sei es am sinnvollsten, junge Leute und langjährig erfahrene Beschäftigte miteinander arbeiten zu lassen. „Nokia kommt aus der Siemens-Tradition: Das heißt, es besteht ein großes Zugehörigkeitsgefühl, eine Betriebstreue bei den Beschäftigten.“

Die Beschäftigten von Nokia Nordost verkaufen Sicherheitstechnik für die Digitalisierung der Zukunft und beraten Ministerien und Dax-Konzerne in sicherheitsrelevanter Kommunikationstechnik. „In der Digitalisierung des Alltags geht es darum, sichere Netze aufzubauen, die nicht nur den Geheimhaltungsbedürfnissen von Ministerien und international agierenden Unternehmen dienen. Nur erfahrenen und zuverlässigen Expertinnen und Experten wird es gelingen, die in Zukunft alltägliche Kommunikation zwischen Millionen vernetzten Fahrzeugen, intelligenten Kühlschränken und virtuellen Assistenten sicherzustellen“, hieß es in der Erklärung der IG Metall.

Der Betriebsratsvorsitzende des Standortes Nordost, Sven Burat, ergänzt: „In Berlin fragen Unternehmen und Ministerien in und um Hamburg und Leipzig diverse große Unternehmen unsere Dienstleistungen nach.“

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Nokia verlöre damit einen wichtigen Wettbewerbsvorteil gegenüber den beiden großen Weltmarktkonkurrenten Ericsson und Huawei. „Wenn einem der führenden IT-Unternehmen in Zeiten von Transformation und Digitalisierung nichts anderes einfällt, als sich aus drei wichtigen Metropolregionen zurückzuziehen, kann das mit Sicherheit nicht das richtige Signal an potenzielle Kunden sein“, betonte Katerndahl.

Ein Sprecher von Nokia war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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