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Problemzone. Blick in die hochkomplizierte Entrauchungsanlage des neuen Großflughafens. Sie war ein Hauptgrund für die bisherigen Verzögerungen.

© dpa

Entrauchungsanlage am BER: Das Monster des Flughafens

Die Brandschutzanlage im BER-Terminal muss komplett umgebaut werden – wegen gravierender Planungsfehler. Damit sie endlich funktioniert, braucht man auch neue Schornsteine. Und nochmals mehr Geld.

Fortschritt am BER: Die Planer haben jetzt ihre Entrauchungsanlage verstanden – knapp zwei Jahre nach dem Platzen des für den 3. Juni 2012 vorgesehenen Inbetriebnahmetermins. Nun seien sie sicher zu wissen, wie die hochkomplexe Anlage umgebaut werden müsse, sagte am Dienstagabend der für die Fertigstellung des Flughafens zuständige Leiter Jochen Großmann. Wie man seit wenigen Wochen wisse, sei das bisherige Konzept eine Fehlplanung gewesen. So, wie sie gebaut war, hätte die Entrauchungsanlage nie funktioniert. Unter Fachleuten hieß sie inzwischen „das Monster“. Einen neuen Eröffnungstermin gibt es aber weiter nicht. Auch keine Angaben zu den zusätzlichen Kosten.

Die Planer sind erfinderisch – auch wenn es um neue Bezeichnungen geht. „PüP“ ist jetzt die „Mutter aller Planungen“, wie Großmann sagte. PüP steht für „Prüffähige übergreifende Planung Entrauchung“, die es zum ersten Mal in dieser Form gebe. Alle Aufträge hierfür seien vergeben. Dabei sei es zu weiteren Verzögerungen gekommen, gab Großmann zu. Wie sie sich auf den Gesamtterminplan auswirken, könne man noch nicht sagen.

Es habe sich als richtig herausgestellt, die komplexe so genannte Anlage 14 zu teilen, die den gesamten Hauptterminal von oben bis unten und vom kleinsten bis zum größten Raum entrauchen sollte. Die hierfür erforderlichen Kanäle seien zu lang gewesen, der Anteil der von Fachleuten so bezeichneten „Falschluft“ damit zu hoch.

Der Rauch wird über zwei Schornsteine ins Freie geführt

Jetzt werden die oberen Etagen von der Hauptanlage getrennt. Der Rauch wird über zwei Schornsteine auf dem Dach ins Freie geführt und nicht mehr hunderte von Metern nach unten und dann erst nach Außen gesaugt. Ob auch der Lagerbereich bei der Entrauchung separiert werden müsse, stehe noch nicht fest. Durch den Einbau von Ventilatoren, deren Leistung sich über mehrere Stufen steuern lässt, ähnlich wie bei einem Staubsauger, hoffe man, große Umbauten zu vermeiden, sagte Großmann. Solche steuerbaren Ventilatoren seien erst vor kurzem zugelassen worden.

Durch die Trennung müsse die Anlage 14 nur noch rund 30 Brandszenarien beherrschen, vorher waren es etwa 50 von insgesamt 150. Damit sei die Anlage jetzt „wieder technisch beherrschbar.“ Wie es zu der Fehlplanung kommen konnte, könne er nicht erklären, sagte Großmann, der erst im vergangenen Jahr an Bord gekommen war. Von den altern Planern der Entrauchungsanlage sei keiner mehr am Flughafen beschäftigt. Sie arbeiteten damals unter der Leitung des Architektenbüros Gerkan, Marg & Partner. Die Fehlfunktion war erst bei Tests festgestellt worden.

Es drohen Mehrkosten von bis zu 1,1 Milliarden Euro

Was jetzt noch fehlt, ist die Steuerung der nachströmenden Frischluft über Klappen, Fenster und Türen, die Siemens im vergangenen Oktober übernommen hat. Der Terminal ist dafür in sieben Segmente aufgeteilt worden. Mitarbeiter von Siemens haben bereits mit der Arbeit begonnen. Nach Tagesspiegel-Informationen sind die Unterlagen aber auch hier noch nicht vollständig.

Einen Bericht zum Stand der Arbeiten wird auch der Aufsichtsrat zu seiner Sitzung am Freitag erhalten. Dass Flughafenchef Harmut Mehdorn dann auch eine Kostenübersicht vorlegt, wird nicht erwartet. Ende des Jahres sind nach seinen Angaben die bisher bewilligten 4,3 Milliarden Euro aufgebraucht. Inzwischen machen Mehrkosten in Höhe von rund 500 Millionen bis zu 1,1 Milliarden Euro die Runde.

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