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Erfolgreich dagegen. Tausende blockierten in Prenzlauer Berg die Straßen und verhinderten den Aufmarsch der Neonazis. Deren Rückzug bejubelten die Nazigegner mit Begeisterung.

© ddp

Berlin: Entschlossen gegen Gewalt

Innensenator Körting: Polizei hat Bewährungsprobe bestanden. 487 Festnahmen, aber deutlich weniger Ausschreitungen als 2009

Weniger Krawall, weniger verletzte Polizisten, aber mehr Festnahmen – für die Polizei war der 1. Mai ein großer Erfolg. Diese habe die „besondere Bewährungsprobe hervorragend bestanden“, lobte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) gestern. Selbst die CDU-Opposition sprach von einer „guten Arbeit“ der Beamten.

Insgesamt waren 7400 Beamte im Einsatz; davon kamen 2900 aus anderen Bundesländern. 487 Personen wurden in der Walpurgisnacht und am 1. Mai festgenommen. Der größte Teil, nämlich 286, waren Neonazis, die wegen des „Überraschungsbesuchs“ auf dem Kurfürstendamm festgesetzt worden waren. Im Vorjahr waren 289 Randalierer festgenommen worden. Die Zahl der verletzten Polizisten liegt deutlich niedriger. Von 98 Beamten, die eine Blessur gemeldet hatten, mussten nur vier vom Dienst abtreten. Ein junger Berliner Polizist musste die Nacht im Krankenhaus verbringen. Er hatte, wie berichtet, einen Schlag gegen den Hals erhalten. Der war so heftig, dass ein Bein zunächst wie gelähmt war. Polizeipräsident Dieter Glietsch sprach von einem „Angriff aus dem Hinterhalt“, der Ablauf sei unklar. Zunächst war gemeldet worden, der Beamte sei durch einen Messerstich getroffen worden. 2009 wurden 489 Beamte verletzt, darunter alleine 50, die giftiges Gas eingeatmet hatten. Unbekannte hatten eine Gasgranate gezündet.

Auch diesmal wurden mehrere Brandflaschen geworfen, die aber nicht zündeten. Am Kottbusser Damm Ecke Urbanstraße wurde von einem Hausdach ein Feuerlöscher in Richtung Polizei geworfen, er traf zum Glück niemanden.

Die eigentliche „Revolutionäre 1.-Mai-Demo“ ab 18 Uhr sei „beanstandungslos“ gelaufen, sagte Körting. Unter den 10 000 Teilnehmern sei ein „Potenzial linksextremistischer Autonomer gewesen, die es auch in diesem Jahr wissen wollten“. Es sei der Polizei jedoch unverzüglich gelungen, die Gewalt einzudämmen. Körting sprach von einzelnen „Scharmützeln“. Dem Vernehmen nach zählte der Staatsschutz 300 Gewaltbereite der Kategorie „Rot“ und 600 Gewaltgeneigte der Kategorie „Gelb“. Im Vorjahr hatte es bereits Minuten nach Beginn der Autonomendemo einen Steinhagel auf Polizisten gegeben, insgesamt war es 2009 deutlich aggressiver. „Es ist uns gelungen, die Gewalt zurückzudrängen“, sagte Körting. Es wurden viel weniger Glasflaschen und Steine geschleudert. Dies zeigte in der Nacht ein Blick auf die Straßen, die längst nicht so vermüllt waren wie sonst. Später in der Nacht brannten zwei Autos aus – das war es dann auch an Kreuzberger Krawall.

In mindestens einem Fall ging die Gewalt von der Polizei aus: Gegen 20.30 Uhr in der Wiener Straße versetzte ein Beamter „einer zu Boden gestürzten Person einen kräftigen, heftigen Tritt“, sagte Polizeipräsident Glietsch gestern. Dies sei in der polizeiinternen Videoübertragung sofort erkannt worden, das Landeskriminalamt versucht jetzt, den Beamten zu ermitteln. Auch das Opfer ist noch unbekannt.

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