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Berlin: Enttäuschte Erwartungen

Die Zahl der Siebtklässler, die am Probehalbjahr scheitern, bleibt hoch

Die Zahl der Siebtklässler, die am Probehalbjahr scheitern, bleibt hoch. Dies zeigt die aktuelle Statistik der Senatsverwaltung für Bildung, die dem Tagesspiegel vorliegt. Demnach mussten acht Prozent der Siebtklässler an Gymnasien und zehn Prozent der Siebtklässler an Realschulen ihren Klassenverband verlassen und auf eine Schule mit geringerem Anspruchsniveau wechseln. Bei den Kindern nichtdeutscher Herkunft waren es jeweils sogar rund 20 Prozent.

Insgesamt waren im Sommer 8400 Schüler in den siebten Klassen der öffentlichen Gymnasien aufgenommen worden, von denen 695 das Probehalbjahr nicht schafften, weil sie mehr als eine Fünf hatten. Die meisten der unfreiwilligen „Abgänger“, nämlich 420, hatten nur eine Realschulempfehlung aufzuweisen, 270 scheiterten trotz Gymnasialempfehlung. Von den neun Schülern, die sich trotz Hauptschulempfehlung auf ein Gymnasium gewagt hatten, mussten vier gehen.

Zu den Gymnasien mit der höchsten Misserfolgsquote bei der Probezeit gehört das Diesterweg-Gymnasium in Gesundbrunnen. Hier mussten 53 Kinder gehen, so dass von den ursprünglich sechs Klassen nur vier übrig bleiben. Die Klassen mussten also zusammengelegt werden. Ähnliche Ergebnisse gab es auch in den Vorjahren: Dem Vernehmen nach beharren hier besonders Eltern nichtdeutscher Herkunft darauf, dass ihre Kinder trotz schlechter Grundschulnoten aufgenommen werden: Sie können sich auf das Schulgesetz berufen, wonach Kinder nur dann abgelehnt werden dürfen, wenn ein Gymnasium keine freien Kapazitäten mehr hat.

Aber auch an anderen Schulen gab es hohe Durchfallzahlen. So schafften auf dem Tempelhofer Luise-Henriette-Gymnasium 23 die Hürde nicht, von denen 18 nur eine Realschulempfehlung hatten. Schulleiter Klaus Schäfer glaubt, dass auch diese Kinder das Probehalbjahr schaffen könnten, wenn die Eltern „sie besser begleiten und die Grundschulen sie besser vorbereiten würden“.

Auch an den Realschulen wurde gehörig ausgesiebt: Von 4100 Siebtklässlern mussten 420 gehen, von denen immerhin 333 eine Realschulempfehlung hatten. Dies ist eine erhebliche Steigerung: Noch vor zehn Jahren scheiterten aus dieser Gruppe nur halb so viele Schüler. Allerdings ist die Zahl der „Abgänger“ kontinuierlich angestiegen und nicht etwa sprunghaft vor zwei Jahren, als die Bedingungen für das Bestehen der Probezeit verschärft wurden: Vorher konnte man sich eine Fünf mehr als jetzt erlauben.

Nur gering ist die Zahl der Schüler, die im Probehalbjahr der fünften Klassen scheitern: Es waren dieses Jahr nur 50 von 1970. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die grundständigen Gymnasien ihre Schüler streng auswählen können: Die Schnellläuferzüge machen Intelligenztests, die übrigen wählen nach Noten aus. sve

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