zum Hauptinhalt

Berlin: Enzyklopädie hinter Glas

Mittwoch im Hotel Adlon. Wer dazu neigt, sich in Bibliotheken festzublättern, wird von diesen Bänden sicher zu Ausschweifungen verführt werden: die von André Heller inszenierte Brockhaus Enzyklopädie 2000 enthält in ihren mit kleinen Vitrinen versehenen Einbänden 312 authentische Objekte aus allen Kontinenten.

Mittwoch im Hotel Adlon. Wer dazu neigt, sich in Bibliotheken festzublättern, wird von diesen Bänden sicher zu Ausschweifungen verführt werden: die von André Heller inszenierte Brockhaus Enzyklopädie 2000 enthält in ihren mit kleinen Vitrinen versehenen Einbänden 312 authentische Objekte aus allen Kontinenten. Eine von zehn Ausgaben, die einem größeren Publikum zur Verfügung gestellt werden sollen, übergab der Ideengeber und Vorstand im Brockhaus Verlag, Florian Langenscheidt, gestern Adlon-Direktor Jean K. van Daalen für die Bibliothek des Hotels. Auf Messen erkenne man Erfolgsbücher daran, dass sie leicht verschwinden sagte er. Aber das Hotel hat vorgesorgt und wird das Opus hinter Glas verwahren. Drei Jahre hat sich Heller damit beschäftigt, auf einem subjektiven Streifzug durch die Welt Objekte zusammenzutragen, dabei gelegentlich unterstützt von Florian Langenscheidt, der etwa den Schläger, mit dem Boris Becker 1996 in Melbourne gesiegt hat, herbeischaffte. Wie er zugab, hat er noch einmal heimlich damit gespielt, bevor das kostbare Racket für die limitierte Ausgabe in 2000 Teile zerlegt wurde. Erhabenes taucht neben Gewöhnlichem auf, ein Teil des Begrüßungschals vom Dalai Lama, Reis, eine Kinderzeichnung, ein Stück des legendären Silberpfeils von Mercedes, eine Pfauenfeder aus Spanien, ein Poesiebild aus der ehemaligen DDR, Pfirsichholz, Messingstaub, eine Glücksmünze aus der Mandschurei, ein Stück von Placido Domingos liebstem Auftrittshemd; Dessousteile aus Frankreich neben finnischem Moos in dem Band, den der Hausherr griffsicher zuerst hervorzog. Die Gäste in der Bibliothek des Adlon, darunter auch die Malerin Elvira Bach, fanden sichtlich Gefallen an dem schönen, kunstvollen Bücher-Spielzeug. Etwa 150 Exemplare der Künstleredition sind zum Preis von 25 000 Mark noch zu kaufen, rasche Wertsteigerung inbegriffen. Dass das Adlon in den Besitz dieses mit Wissen gefüllten Setzkastens von Welt und Menschheit gekommen ist, verdankt es übrigens den Lesern der Fernsehzeitschrift Hör Zu. Die durften den Empfänger des Geschenks wählen, und das Hotel hat sich gegen starke Konkurrenz durchgesetzt. Andere Orte, an denen Nicht-Besitzer in der Enzyklopädie blättern können, sind zum Beispiel das Gutenberg-Museum in Mainz und demnächst auch der Reichstag.

Bi

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false