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Berlin: Er hat den Swing

Musiklegende Coco Schumann feierte den 80.

Unermüdlich, mit der Präzision eines Metronoms, wippt der Fuß im Altherrenhalbschuh auf und ab. Ein Leben lang für die Musik, ein Leben für den Swing: „You can’t stop me from dreaming!“ In den 30erJahren steckte Heinz Jakob Schumann seinen Judenstern in die Tasche und spielte in den Berliner Kellern weiter: Swing. Bei Eintritt der amüsierwilligen Nazis wurde dann schnell umgeschwenkt von der „artfremden Niggermusik“ auf „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern“. Coco Schumann , der so heißt, seit sich seine französische Freundin mit dem „Heinz“ fast die Zunge brach, wurde deportiert und musizierte in den Lagerbands von Theresienstadt, Auschwitz und Dachau auf der Gitarre um sein Überleben. Er kam zurück. Den Swing hat er noch heute. Legenden leben eben länger: Das Gitarrenplättchen lugt wie eine vorwitzige Zunge aus dem Mundwinkel, der kugelige Körper wippt, die Gags sitzen. „Ich spiele jetzt eine Komposition von mir, den Stripper-Blues.“ Den Stripperblues hat er mal so, mal so hingelegt – je nach Sympathie. Die blauen Augen des Profigitarristen blitzen bei der Erinnerung an die Stripteasemädchen im Nachkriegsberlin: „Einen guten Striptease hinzulegen, das ist schon eine Kunst!“ Auf der Bank im Wilmersdorfer Jazzlokal Rickenbacker’s sitzen drei schicke Damen und applaudieren was das Zeug hält. Die drei gehen heute noch tanzen: „Ich bin immer unterwegs, Swing-Tanzen“, sagt eine Sechzigerin im feschen Schwarz-Weiß-Kostüm. Coco kennen sie alle schon ewig „Während und nach dem Krieg war da natürlich die Stimmung eine ganz andere“, erinnert sich Coco: „Klar hatte ich richtige Groupies! Das war schön, unten saßen manchmal zwei, drei Mädels und haben auf mich gewartet.“ Schumann hat das Lachen nie verlernt: „Die jute Laune hab’ ich mir nicht verderben lassen!“ eska

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