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Berlin: Er hat noch einen Stuhl in New York

Eine Idee des Designers Werner Aisslinger ist im MoMA zu sehen. In Berlin hat er den Designmai mitbegründet

Werner Aisslinger steht in seiner selbst entworfenen Möbellandschaft. Zwischen Aktenschränken und Schreibtischplatten gibt der Produktdesigner letzte Anweisungen an einen Helfer. Zur Eröffnung des „Designmai“ muss alles fertig sein. Das Festival, das in diesem Jahr zum dritten Mal läuft, bietet bis zum 16. Mai mit über 120 Teilnehmern aus aller Welt einen Einblick in die gegenwärtige Designszene. Da trifft der Newcomer auf die internationale Designgröße. Aisslinger, Mitbegründer des Festivals, zählt eindeutig zu Letzteren. Einer seiner Stuhl-Entwürfe gehört zur Design-Sammlung des Museum of Modern Art in New York.

Darauf ist der Künstler ein wenig stolz: „Da schaffen es nicht viele Stühle hin“, sagt der 40-Jährige, der so gar nicht wie ein typischer Designer wirkt. Er trägt weder eine schicke Brille noch einen schwarzen Anzug.

Als „One-Man-Show“ 1993 gestartet, hat Aisslinger mittlerweile sein eigenes Studio mit sechs Mitarbeitern in Kreuzberg. Nach dem Studium an der Berliner Universität der Künste (UdK) arbeitete der gebürtige Schwabe überwiegend im Bereich Produktdesign. Nach den Stationen London und Mailand kam er wieder nach Berlin, in „die Stadt der Inspiration und des Inputs“. Es folgten Lehraufträge an der UdK und der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Beim ersten Designmai vor zwei Jahren fand eine Arbeit Aisslingers weltweite Beachtung. Damals stellte er seinen „Loftcube“ vor, einen rundum verglasten Wohnquader mit einer Grundfläche von 36 Quadratmetern. Sogar die „New York Times“ berichtete über die Idee, solche Quader mit Hilfe eines Hubschraubers auf Flachdächer hoher Gebäude zu stellen. So können freie Flächen mit überragender Aussicht genutzt werden. Im Juli verlassen die ersten beiden Modelle die Werkstatt, hunderte potenzieller Kunden haben bisher Interesse bekundet, sagt der Designprofessor.

Zurück auf dem Boden des Büroalltags zeigt Aisslinger beim Designmai sein einfach gehaltenes und flexibel erweiterbares Möbelsystem „Level 34“. Beliebig können dabei Schränke, Regale, Tische, Sitzgelegenheiten oder Pflanzenkästen auf länglichen Sockeln angebracht werden. Zu sehen sind sie im Haus des Pfefferbergs an der Schönhauser Allee 176 in Prenzlauer Berg. Gebaut und verkauft wird der Entwurf vom dem Schweizer Möbelproduzenten Vitra, welcher in der Branche als einer der innovativsten angesehen wird. Vom Aussehen her ist Level 34 eine Mischung aus Gegenwart und Zukunft. Auch privat fühlt sich Werner Aisslinger in einem „Mischmasch aus Alt und Neu“ am wohlsten, sein Zuhause in einer alten Stadtvilla Zehlendorf ist „keine reine Designhöhle“.

Mehr im Internet unter

www.designmai.de

Boris Breuer

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