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Berlin: Er ist mal so frei

Die Staatsanwaltschaft verzichtet auf einen Haftbefehl gegen Peter Doherty. Dabei schuldet der Sänger Berlin weiterhin 30 000 Euro

Der britische Musiker Peter Doherty mag aus den verschiedensten Gründen manchmal zittern. Sicher aber nicht aus Angst vor der deutschen Justiz. 30 000 Euro Strafgeld schuldet Doherty dem Land Berlin noch – wegen einer Sachbeschädigung im Jahr 2009. Zuletzt drohte die Staatsanwaltschaft sogar mit Haft, falls er das Geld nicht bezahle. Doch als die Frist Freitagabend ungenutzt verstrich, stellte der Sprecher der Staatsanwaltschaft klar: „Da passiert erstmal gar nichts.“

Es wird also keine Polizei im Publikum gewesen sein, als Doherty am Freitag sein letztes Deutschland-Konzert im Münchner Club „Backstage“ gegeben hat. Keine Festnahme auf der Bühne, kein neuer medienwirksamer Skandal. Dafür ein unscheinbarer, der eigentlich die deutsche Justiz betrifft. Sobald Doherty in seiner Heimat London ist, entzieht er sich dem Zugriff der deutschen Polizei. Seine Eskapaden in Berlin und anderen Städten bleiben für ihn so folgenlos.

Den deutschen Behörden war der Brite am 5. Dezember 2009 unangenehm aufgefallen, als er nach einem Gelage in der Kreuzberger Kiezkneipe „Trinkteufel“ betrunken auf die Straße taumelte und mit einem Bierkrug die Scheibe eines Autos einschlug. Doherty wurde vorläufig festgenommen. Aus dieser Zeit stammen die 30 000 Euro Strafgeld, die er dem Land Berlin noch schuldet. Sie setzen sich aus 30 Tagessätzen von je 1000 Euro zusammen. Da er nicht bezahlt hat, müsste er ersatzweise 30 Tage in Haft. Eigentlich. Es gebe aber noch Kulanz-Fristen, falls die Überweisung aus Großbritannien etwas länger dauere, erklärte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner. „Einen Haftbefehl wird es frühestens in vier Wochen geben.“ Bis dahin ist Doherty längst wieder in England.

Auch in seinem zweiten Konflikt mit der Justiz ist Doherty offenbar vom Haken. Als er für Dreharbeiten zu seinem ersten Film im März dieses Jahres in Regensburg weilte, fiel er erneut in betrunkenem Zustand auf. Eine Überwachungskamera filmte den mittlerweile geständigen Doherty dabei, wie er die Auslage eines Musikgeschäftes aufbrach und eine Gitarre klaute. Eigentlich auch ein Ticket fürs Gefängnis. Ein Sprecher des zuständigen bayerischen Polizeipräsidiums Oberpfalz winkte aber ab: „Wir haben zurzeit keinerlei Pläne, dieser Person habhaft zu werden.“ Doherty habe lediglich einen sogenannten Zustellungsberechtigten in Deutschland angeben müssen, der die Post von der Justiz entgegennehme. Der Fall sei damit erledigt.

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