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Berlin: Er ist so frei

Ex-Verfassungsrichter Mahrenholz wird 75

Berlin - In der Altstadt von Jerusalem, im Oktober. Die Gruppe deutscher Juristen teilt sich; eine jüngere Frau und der frühere Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts machen sich auf den Weg zu einem Termin. Der Frau ruft man hinterher: „Pass bloß auf den Mahri auf!“ Mahri, das ist Ernst Gottfried Mahrenholz. Er war vieles: Funkhausdirektor beim NDR, Staatssekretär und Chef der Staatskanzlei Niedersachsen, Kultusminister, Abgeordneter, schließlich Richter am Bundesverfassungsgericht, dessen Vize er seit 1987 war. 1994 erreichte er das Rentenalter, schied aus dem Gericht aus und ließ sich in Karlsruhe als Anwalt nieder. Am heutigen Freitag wird Ernst Gottfried Mahrenholz 75 Jahre alt.

Kaum hat sich die junge Frau in der Jerusalemer Altstadt umgedreht, ist „Mahri“ verschwunden. Er kann den Menschen nicht widerstehen. Im Laden eines arabischen Händlers bewundert er die Keramik und würde sich wohl gern zum Teetrinken auf dem Teppich setzen.

Seit Jahrzehnten fährt Mahrenholz nach Israel; er ist Präsident der Deutsch-Israelischen Juristenvereinigung und ein treuer Freund Israels. Allerdings kein kritikloser: Scharons Politik und den Bau des Sicherheitszaunes lehnte Mahrenholz ab, was ihm Ärger mit Leuten in und außerhalb der Vereinigung einbrachte. Auch zur Kopftuchfrage hat sich Mahrenholz geäußert – mit einer Minderheitenposition. Er ist nämlich dafür, dass es getragen werden darf. Das passt zu ihm. Ein freier und freiheitlicher Geist, neugierig, unvoreingenommen, geprägt von Liebe zu den Menschen. Und doch in der Lage, sich zu revidieren. „Pass auf den Mahri auf“, das heißt auch: Man weiß nicht, was er als Nächstes macht.

Fatina Keilani

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