"Die Ausländerbehörde öffnet donnerstags um 10 Uhr. Um 9.55 Uhr war die Schlange vor dem Tor mindestens 100 Meter lang. Die Warteschlange für die Wartemarken, wohl bemerkt. Als ich endlich drankam und eine Marke gezogen habe, stand darauf die Nummer 77. Mir wurde aber gesagt, dass rund 100 ,Kunden‘ vor mir seien. Da habe ich gefragt, ob die ab minus 30 zählen?
Auf einem Bildschirm wurde mir angezeigt, dass ich sieben Stunden warten soll. Da bin ich zur Mitarbeiterin am Infoschalter gegangen und habe nachgefragt. An diesem Tag war die Ausländerbehörde nur bis 16 Uhr geöffnet. Sie hat mich mit einem „Weiß ich nicht“ abgewiesen. Es hat dann doch nur drei Stunden gedauert, zwischendurch war ich aber einen Kaffee in Kreuzberg trinken. Man muss sich Strategien ausdenken, um diese Behördengänge einigermaßen zu überstehen.
Deswegen habe ich angefangen zu schauen, wie sich die ,Kunden‘ gegenseitig helfen. Zum Beispiel stand da einmal eine Frau vor dem Kassenautomaten und hatte keinen Plan, wie das funktionieren soll mit dem Bezahlen. Da waren schon drei, vier andere Antragsteller da und haben erklärt, wie das geht, haben ihr das Geld gewechselt. Mir geht es ja noch gut. Ich bin mit meiner Niederlassungserlaubnis extrem privilegiert. Andere haben viel schwierigere Fälle."
Trang Tran Thu, 22, studiert Sozial- und Kulturanthropologie.
- „Bei mir hat eigentlich alles geklappt!“
- "Die Behörde war für mich immer eine große Belastung"
- "Wenn man als Ausländer kein Deutsch kann, ist man aufgeschmissen"
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