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Berlin: Erfolg für Ganztagsunterricht

Trotzdem steht Schulversuch in Neuköllner Problemkiez vor dem Aus

Es ist eine Neuköllner Erfolgsgeschichte, die Vorbildcharakter für ganz Berlin haben könnte. Als erstes Berliner Gymnasium hat die Albert-Schweitzer-Schule im Problemkiez am Hermannplatz den Ganztagsunterricht eingeführt. Prompt ist nicht nur die Zahl der Neuanmeldungen in die Höhe geschossen, sondern es verbesserten sich auch die Leistungen der Schüler. Von denen haben rund 84 Prozent einen Migrationshintergrund und mit Sprachproblemen zu kämpfen.

Am Dienstag stellte Schulleiter Georg Krapp die Ergebnisse des Ganztagsprojekts vor, das seit einem halben Jahr läuft und das die Schule ohne finanzielle Hilfe der Stadt auf die Beine gestellt hat.

Vor Projektbeginn seien jeweils 20 bis 30 der rund 115 Schüler eines Jahrgangs an der Probezeit zu Beginn der siebten Klasse gescheitert, sagte Krapp. Haupthindernis: die schlechten Deutschkenntnisse. „Dieses Jahr sind nur sieben durchgefallen. Denn die Schüler sprechen jetzt den ganzen Tag Deutsch.“

Die Attraktivität des Projekts zeige sich auch an der Zahl der Neuanmeldungen, glaubt Krapp. Im Jahr 2006 waren es 55, dieses Jahr 96. Die Albert-Schweitzer-Schule ist damit das einzige Gymnasium in Neukölln, das ein Wachstum bei den Anmeldungen verzeichnet. „Vor zwei Jahren habe ich gedroht, die Schule dicht zu machen, wenn sie nicht wächst“, sagt Wolfgang Schimmang (SPD), Neuköllner Bezirksstadtrat für Bildung und Schule. „Jetzt ist sie zukunftsweisend.“

Tatsächlich geben fast alle Eltern an, dass der Ganztagsbetrieb ihnen viele Sorgen abnehme und ein besseres Schulklima schaffe. Das findet auch der 13-jährige Hürcan, der in die siebte Klasse geht: „Wenn ich etwas nicht verstehe, dann kann ich noch zu einem Lehrer gehen.“

Hürcans Tag sieht so aus: Nach dem Ende des regulären Unterrichts um halb eins beginnt eine zweistündige Phase selbstständigen Arbeitens und der Erholung. Hürcan spielt Fußball und bekommt Nachhilfe. Bis 16.10 Uhr hat er dann noch einmal zwei Stunden Unterricht.

Während der Zwischenphase werden die Schüler von sieben Honorarkräften betreut, die das Türkisch-Deutsche-Zentrum ausgesucht hat. Ihre Honorare in Höhe von 40 000 Euro zahlt das Quartiersmanagement Flughafenstraße im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt“.

Trotz des Erfolgs könnte mit der Ganztagsschule jedoch bald wieder Schluss sein. Denn das Quartiersmanagement kann die Kosten für die Honorarkräfte nicht mehr übernehmen, und von der Berliner Senatsverwaltung für Bildung gibt es noch keine Signale. Wolfgang Schimmang zumindest rechnet nicht damit, dass Berlins Schulsenator Jürgen Zöllner (SPD) sich „das Geld aus den Rippen schneidet“.

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