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Berlin: Erfolgreich Arbeit vermittelt und doch vor dem Aus

Dem Job-Point in Neukölln droht das Ende. Politik und Arbeitsagentur streiten um die Finanzierung

Es ist eine kleine Erfolgsgeschichte, die jetzt zu enden droht. Zwar loben alle – Arbeitsagentur, Politiker und auch Arbeitslose – den Job-Point in Neukölln, eine privat betriebene Arbeitsvermittlung. Dort werde den Arbeitslosen schnell und unbürokratisch geholfen. Und trotzdem könnte es sein, dass der Job-Point Ende nächster Woche schließen muss. Dann nämlich, wenn sich Finanzsenator Harald Wolf (PDS) und die Berliner Arbeitsagentur nicht sehr schnell einigen, wer wie viel Geld gibt, um eine Finanzierungslücke von 200000 Euro zu schließen.

Die Karl-Marx-Straße in Neukölln. Inmitten der Einkaufsstraße ein zweistöckiger Geschäftsraum, verglaste Fensterfront. „Der kurze Weg zum neuen Job“, steht auf einem Plakat am Eingang. Drinnen hängen an Stelltafeln große Zettel aus: freie Stellen in Neukölln und Tempelhof-Schöneberg, in Hanau oder München. Wer auf einem der Aushänge ein Angebot findet, kann von hier aus sofort dort anrufen oder eine Mail schicken.

Ein kurzer Weg zum neuen Job – etliche Male hat das funktioniert in den vergangenen drei Jahren: 19 000 Stellen hat der von einer Treuhandgesellschaft betriebene Job-Point in dieser Zeit angeboten, etwa 400 im Monat. Rund eine halbe Million Arbeitslose kamen. Christoph Lang, Sprecher des Wirtschaftssenators, sagt: „Die Arbeitgeber bieten dort gerne ihre freien Stellen an. Auch das spricht deutlich für die Einrichtung.“

Gegen den Job-Point spricht, dass eine befristete Teil-Förderung durch EU-Mittel ausläuft: 200 000 Euro, die der Betreiber nicht selbst aufbringen kann. Das Geld, so betonen unisonso der Wirtschaftssenator und die Arbeitsagentur Süd, wäre da. Doch streiten beide Seiten darum, wer wie viel Geld zusätzlich geben muss, um den Job-Point zu retten.

Sicher ist: Das Abgeordnetenhaus hat im Februar beschlossen, die Finanzierung zweier Job-Center über das Jahr 2005 hinaus zu sichern; der Job-Point Neukölln ist einer von ihnen. Wolfs Sprecher Lang sieht die Berliner Arbeitsagentur in der Pflicht. „Die Behörde hat 640 Millionen Euro für Fördermaßnahmen, da sollte eine kleine sechsstellige Summe kein Problem sein.“

Bis nächste Woche muss die Angelegenheit entschieden sein, damit der Job-Point in Neukölln weiterlaufen kann. Wolfs Sprecher will „nicht ausschließen“, dass die Verwaltung ihren Zuschuss aufstockt: „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass der Job-Point nicht gerettet wird.“ Bei der Arbeitsagentur Berlin Süd heißt es nüchterner: „Man muss sehen, inwieweit sich eine dauerhafte Lösung finden lässt, die sich im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten bewegt.“

Derweil kritisieren SPD, FDP und Grüne das Hin und Her – mit unterschiedlichem Ziel. Burgunde Grosse, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD, sieht die Arbeitsagenturen in der Pflicht. „Die Vermittler müssen die Förder-Spielräume, die sie von Gesetzes wegen haben, auch ausnutzen.“ Ihr FDP-Kollege Rainer-Michael Lehmann wirft Senator Wolf vor, er sehe zu, wie „das Monopol der Arbeitsagenturen gefestigt“ werde. Und Sibyll Klotz, Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus, moniert „ein unnötiges Kompetenzgerangel“. Im entscheidenden Moment packten der Wirtschaftssenator und die Arbeitsagenturen nicht an. „Und dann machen sie sich gegenseitig dafür verantwortlich.“

Job-Point Neukölln, Karl-Marx-Str. 131-133, 12043 Berlin, Tel. 68 08 56 - 0, oder im Internet: www.jobpoint-berlin.de

Marc Neller

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