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Berlin: Erfolgreich weg vom Sponti-ImageNACH DER WAHL: DIE GRÜNEN

Bündnis profitiert von seinen Zugpferden – und vom Tief der PDS

Die Berliner Grünen waren schon vor der Bundestagswahl optimistisch, ihr Wahlergebnis in Berlin mit 11,3 Prozent noch zu verbessern. Laut den letzten Hochrechnungen konnten die Grünen in Berlin tatsächlich zulegen und kommen auf 15 Prozent. Und nicht nur das: Hans-Christian Ströbele gewinnt als erster Grünen-Politiker in Friedrichshain- Kreuzberg für seine Partei ein Direktmandat. Was hat diesen „Schub“, wie Fraktionschefin Sibyll Klotz sagte, für die Grünen in Berlin verursacht?

Der Berliner Verband gehört zu den Landesverbänden, die bei Bundestagswahlen traditionell am besten abschneiden. Vor vier Jahren lagen die Berliner neben Bremen mit 11,3 Prozent über dem Bundesdurchschnitt von 6,7 Prozent. Die Berliner Partei zählt zu den linken Landesverbänden. In diesem Jahr blieb den Grünen etwas erspart, was sie fast schon als „Trauma“ bezeichnet hatten: Debatten über Kriegseinsätze – wie im letzten Herbst die Auseinandersetzung über Bundeswehreinsätze in Afghanistan – blieben aus. Die Rechnung ging auf.

In Berlin musste die Partei in diesem Punkt immer mit Stimmenverlusten zugunsten der PDS rechnen. Möglicherweise aber haben sich gerade diese Wähler, die bei den letzten Abgeordnetenhauswahlen für die PDS gestimmt hatten, wieder den Grünen zugewandt: aus Enttäuschung über Rot-Rot in Berlin. Das werden die Analysen der Wählerwanderung zeigen

Die Berliner Grünen haben andererseits überzeugende Oppositionsarbeit geleistet: Die Fraktion ist im Parlament keine Sponti-Gruppe mehr, sondern ein ernstzunehmender und kompetenter Gesprächspartner. Klares Ziel der Grünen war es spätestens seit der rot-grünen Übergangsregierung, Stimmen aus dem bürgerlichen Lager zu gewinnen.

Die Partei konnte in Berlin personell zwei Trümpfe ziehen. Spitzenkandidatin Renate Künast ist in Berlin bekannt und beliebt. Sie steht für politische Glaubwürdigkeit und hat mit einer bürgernahen Politik wie die Stärkung des Verbraucherschutzes überzeugen können. Auch der „Joschka-Effekt“ wird auf Berlin ausgestrahlt haben. Fischer ist bundesweit der beliebteste Politiker. Der Slogan „Außen Minister - Innen Grün“ wird wohl auch in Berlin gezogen haben. Und wer Fischer nicht wollte, hatte zumindest in Kreuzberg eine Alternative: „Ströbele wählen – Fischer quälen.“ Sabine Beikler

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