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Deutlich mehr Berliner haben bei der Europawahl von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht als in der Vergangenheit.

© dpa

Ergebnisse der Europawahl: Wo die Grünen in Berlin gewonnen haben

Innen, außen, oben, unten: Die Grünen gewinnen überall dazu, die SPD verliert fast überall. Der zweite Sieger ist die Wahlbeteiligung.

Es gibt sie, diese eine Karte, in der Berlin – seit 2001 von der SPD regiert – die Farbe der Sozialdemokratie trägt. Von Tempelhof-Schöneberg und Steglitz-Zehlendorf im Südwesten über Spandau bis nach Reinickendorf in den Norden der Stadt dominiert das leuchtende Rot der SPD, auch die ehemaligen Ost-Bezirke sind durchsetzt von roten Sprenkeln.

Allerdings handelt es sich dabei – der Zusatz ist entscheidend – um die Karte der jeweils Drittplatzierten bei der Wahl zum Europäischen Parlament in den 718 Briefwahlbezirken der Stadt. Für die nach dem Wahlsonntag arg gebeutelten Sozialdemokraten bedeutet die Grafik den nächsten Nackenschlag.

Zur Wahrheit gehört aber auch: Die SPD landete nur in sechs Wahlbezirken ganz oben auf dem Treppchen – drei Mal in Spandau, je ein Mal in Reinickendorf, Neukölln sowie Pankow und damit nur ein einziges mal im ehemaligen Ostteil der Stadt. Schlimmer hätte es kaum kommen können.

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Ganz anders dagegen die Grünen, die mit Ausnahme von sechs Wahlbezirken innerhalb des S-Bahn-Rings sämtliche Briefwahlbezirke für sich gewinnen konnten. Den höchsten Wert erzielten sie mit 40,3 Prozent der Stimmen in ihrer traditionellen Hochburg Friedrichshain-Kreuzberg, wo „Die Partei“ mit 8,9 Prozent ihren stadtweiten Spitzenwert einfuhr. Der berlinweite Rekordwert der Bündnis-Grünen wurde dagegen in Tempelhof-Schöneberg registriert. Dort, im Wahlbezirk 118 an der Apostel-Paulus-Kirche, stimmten 53,5 Prozent der Wähler für die Öko-Partei.

In Marzahn-Hellersdorf liegen "grüne" neben "blauen" Wahlkreisen

Ein reines Innenstadt-Phänomen ist der deutliche Wahlsieg der Grünen in Berlin jedoch nicht: Auch an den Rändern zu Brandenburg, in der zumindest bei der Europawahl am Sonntag grün dominierten CDU-Hochburg Steglitz-Zehlendorf, dem äußersten Norden von Pankow und einzelnen Außenwahlbezirken von Treptow-Köpenick wurden die Grünen zur stärksten Kraft, und sogar vor Marzahn-Hellersdorf machte der Siegeszug der Grünen nicht Halt: In mehreren der traditionell von den Linken dominierten Wahlbezirken des Stadtteils setzten sich die Grünen durch, erzielten beispielsweise in Biesdorf mehr als 21 Prozent.

Bezirksweit hatten sie ihren Stimmenanteil gegenüber der Wahl zum Abgeordnetenhaus 2016 und der Bundestagswahl 2017 in etwa verdreifacht und die Zahl der absoluten Stimmen – von seinerzeit 5300 beziehungsweise 5600 – auf diesmal fast 12 800 verdoppelt. Kurios: Teilweise liegen in Marzahn-Hellersdorf „grüne“ Wahlkreise neben den „blauen“ der AfD.

Die AfD verlor Stimmen im Vergleich zu den Wahlen von 2016 und 2017

Die Rechtspopulisten holten dort mit 19 Prozent das beste aller Bezirksergebnisse, können damit aber nicht uneingeschränkt zufrieden sein. Ihr Stimmenanteil fiel geringer aus als bei jenen beiden Urnengängen 2016 und 2017. Damals kam die AfD noch auf 23,6 Prozent beziehungsweise 21,6 Prozent der Stimmen.

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Seinerzeit konnte sie noch mehr als 28.000 beziehungsweise fast 30.000 Wähler an sich binden, diesmal waren es 18.500 – ein Rückgang, der nur bei der Linken im Bezirk noch drastischer ausfiel. Darüber hinaus setzte sich die AfD ausschließlich in einzelnen Wahlbezirken von Pankow, Lichtenberg, Marzahn-Hellersdorf und Treptow-Köpenick gegen die Konkurrenz durch und wurde stärkste Kraft. Im ehemaligen Westteil der Stadt landete sie einzig in einigen Wahlbezirken in Reinickendorf auf dem zweiten Rang.

Einstige CDU-Hochburgen gingen an die Grünen

Einen deutlichen Rückgang der Zahlen musste in vielen Bezirken auch die Berliner CDU hinnehmen. Einen der wenigen Lichtblicke aus Sicht der Christdemokraten verschaffte ihnen das Ergebnis im Tempelhof-Schöneberger Wahlbezirk 602 an der Grenze zu Mariendorf und Marienfelde. Dort stimmten 36,5 Prozent der Wähler für die CDU.

Einstige Hochburgen der Partei wie Steglitz-Zehlendorf oder Charlottenburg-Wilmersdorf gingen bei der Wahl am Sonntag jedoch an die Konkurrenz von den Grünen. Einzig in Spandau, Reinickendorf und den südlichen Teilen von Tempelhof-Schöneberg und Neukölln ging eine deutliche Mehrheit der Wahlbezirke an die CDU. Die grün dominierte Karte der Wahlsieger erhält dort ihre schwarzen Konturen.

Im größten Wahlkreis gewann die AfD

Der im Senat mitregierenden Linke erging es indes nicht viel besser als der SPD, sie verteidigte einzig ihre bestehenden Hochburgen in Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf – musste aber auch dort Verluste hinnehmen. Stärkste Kraft wurde sie darüber hinaus in einzelnen Wahlkreisen von Treptow-Köpenick, Friedrichshain-Kreuzberg und Mitte sowie in Französisch Buchholz (Pankow).

Im größten aller Wahlkreise – Müggelheim in Treptow-Köpenick – setzte sich die AfD mit 20 Prozent der Stimmen durch. Die vor Ort traditionell starke Linke kam dort nur auf 17 Prozent der Stimmen und landete noch hinter der CDU.

In Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg gab es die niedrigste Wahlbeteiligung

Die fleißigsten Wähler wiederum wohnen ganz offensichtlich im zu Reinickendorf gehörenden Stadtteil Hermsdorf. Stolze 81,5 Prozent aller Wahlberechtigten nahmen dort an der Abstimmung teil und übertrafen damit den berlinweiten Wert von 60,6 Prozent deutlich – eine deutliche Steigerung im Vergleich zur Wahlbeteiligung bei EU-Wahlen in den vergangenen Jahre. 2009 hatten lediglich 35,1 Prozent an der Abstimmung teilgenommen.

Im Bezirksvergleich lag die Wahlbeteiligung in Steglitz-Zehlendorf mit 69 und in Friedrichshain-Kreuzberg mit 67,3 Prozent besonders hoch, die niedrigsten Werte wurden in Marzahn-Hellersdorf (49,4 Prozent) und Lichtenberg (54,7 Prozent) registriert. Immerhin: Im Vergleich zur EU-Wahl 2014 stieg die Wahlbeteiligung in beiden Bezirken mit 16 und 17,5 Prozent stadtweit am stärksten an. Berlinweit war ihr Wert um 13,9 Prozent gestiegen. (mit loy, apz, isa, jla)

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