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Rückenwind. Fast 4000 Sportler liefen am Sonntag über die Flughafen-Baustelle – die letzte Gelegenheit, das Gelände mit der neuen Startbahn so frei zu betreten. Foto: dapd/Bilan

© dapd

Berlin: Erhebendes Gefühl

Auf der BER-Startbahn geben bald Piloten Schub Beim Airportrun sprinteten dort tausende Läufer.

Vor ihr liegt die vier Kilometer lange strahlend neue Start- und Landebahn, unter ihr die anderthalb Meter dicke Piste aus Spezialbeton, und der Gegenwind bläst ihr voll ins Gesicht. „Sehr toll ist das hier“, sagt Anita Sach und läuft stramm ihre Walkingschritte durch die Weite. Am 3. Juni wird hier um 5.30 Uhr früh als einer der beiden Premierenflugzeuge ein Airbus A 380 der Lufthansa nach Frankfurt anrollen. Jetzt federt die 64-jährige Internistin mit Sportsfreunden vom Verein SV Motor Falkensee beim Airportrun über das Gelände des neuen Großflughafens BER in Schönefeld. „Irgendwie ist das ein erhebendes Gefühl.“

Das empfanden am Sonntag viele der 3972 Teilnehmer beim Airportlauf der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg und der „Berlin läuft GmbH“ so. Doppelt so viele Sportler wie beim vorigen Schönefeld-Lauf gingen auf die 10-Kilometer-Strecke oder die Halbmarathondistanz. Wo jetzt vor allem Berliner und Brandenburger ihre roten BER-Meldetaschen mit Straßenkleidung an Ständen abgaben, werden bald in den beiden Hangars die Maschinen von Air Berlin und Germania sowie Lufthansa gewartet. Die Strecke führte die Läufer – darunter viele BER-Mitarbeiter – noch an einigen Erdhügeln der Baustelle vorbei, sie passierten die neue Feuerwache, trabten über eine der beiden Zufahrten auf die neue Start- und Landebahn, zu den Enteisungsplätzen und Einstiegspiers und unter dem 72 Meter hohen Tower entlang – ins Ziel. Der Berliner Dirk Kiwus gewann. Drei Spitzenläufer aus Kenia – die außer Konkurrenz teilnahmen – wurden von Autos und Radlern begleitet. Für Kinder gab es einen Bambinilauf über 800 Meter. Jörg Klose aus Britz bleibt lieber mal stehen. Mitten auf der zugigen Piste fotografierte er Startbahn, Wolken und Terminal. „Das ist ja das letzte Mal, dass man das Gelände so betreten darf.“

Und den Blick hat für Details, wie für die filigranen Querrillen in der Start- und Landebahn, die Arbeiter für den besseren Reifengriff in den Beton schabten. Die weißen Markierungen am Boden glitzern in der Sonne, weil sie Swarovski-Kristalle enthalten. Die weißen Plastikkreuze, mit schwarzen Sandsäcken beschwert, zeigen Piloten in der Luft an: Achtung, Landebahn gesperrt! Die kommen weg, bevor eine A 330 der Air Berlin als zweites Premierenflugzeug am 3. Juni den ganzen Tag Rundflüge anbieten soll, sagt Flughafensprecher Leif Erichsen.

Auch Flughafengegner aus Friedrichshagen liefen mit, in Protest-T-Shirts. Der Schotte John McGurk wollte im Kilt beim Benefizlauf für die Arche starten, doch er hat sich das Knie verdreht. Steve Hansel aus Rathenow, 28, war zweimal als Zeitsoldat in Afghanistan und sagt, er schätze jetzt viele Dinge in der Heimat mehr, wie die Möglichkeit, zu reisen, über asphaltierten Grund zu laufen. Dann strömen alle wieder geduldig wartend in die Shuttlebusse zum Bahnhof Schönefeld. „Ich schaffe die Strecke in 6,57 Minuten“, scherzt der Fahrer. Annette Kögel

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