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Berlin: Erinnern an die deportierten Nachbarn

In Wilmersdorf wurden Stolpersteine für ehemalige jüdische Anwohner gesetzt.

Die hellen Kinderstimmen wollten nicht zu der dunklen Kleidung passen. Und schon gar nicht zu den Worten: „Heinz Löwenthal … geboren, deportiert, ermordet … “. Elf Namen verlasen die Schülerinnen und Schüler der Cecilienschule am Sonntagnachmittag auf dem Nikolsburger Platz in Wilmersdorf. Elf goldene Stolpersteine wurden hier eingesetzt – die letzten von insgesamt 110, die an jüdische Frauen und Männer erinnern sollen. Sie lebten einst in der Trautenaustraße und am Nikolsburger Platz und wurden zwischen 1941 und 1944 von den Nazis in den Tod getrieben.

Bereits um zehn Uhr hatten der Künstler und Stolperstein-Erfinder Gunter Demnig und seine Helfer mit der Verlegung der Steine begonnen, gegen 15 Uhr fand dann eine bewegende Gedenkfeier statt, bei der die Publizistin Lea Rosh viele Nachbarn und Familienangehörige der Deportierten begrüßte.

Es war schon beklemmend, als sich die Schüler nach Verlegung der letzten elf Steine in schwarze Plastiksäcke mit gelbem Judenstern hüllten und von dumpfem Trommelschlag begleitet im Kreis liefen, Kerzen entzündeten, die Säcke abwarfen und sangen „Hevenu schalom alejchem“ – Wir bringen Frieden für alle.

Die Mädchen und Jungen der Cecilienschule hatten schon vor Monaten beschlossen, sich mit einem ganz besonderen Beitrag am Gedenken zu beteiligen. Schließlich gingen an ihre Schule einstmals über 300 Mädchen jüdischen Glaubens, die in der Zeit der Nationalsozialisten die Schule verlassen mussten. Die heutigen Schüler organisierten deshalb kürzlich einen Spendenlauf und rannten so lange, bis sie 2570 Euro für ihre elf Stolpersteine zusammenhatten. das/mik

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