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Worte des Gedenkes: Der Regierende Bürgermeister Michael Müller sprach am Sonnabend bei der Gedenkfeier anlässlich des Baus der Berliner Mauer, der vor 55 Jahren begann.

© Jörg Carstensen/dpa

Erinnerung an den Mauerbau: "Wir denken stets an die Opfer"

Am heutigen Sonnabend gedenkt Berlin des Mauerbaus, der vor 55 Jahren begann. Bei einer Veranstaltung in der Bernauer Straße sprach auch der Regierende Bürgermeister Michael Müller.

Zwar hat Michael Müller keine persönliche Erinnerung an den Mauerbau – er kam drei Jahre und vier Monate nach dem 13. August 1961 in Tempelhof zur Welt. Aber die Mauer „war für uns in der Familie ein ständiges Thema, weil große Teile in Ost-Berlin und in der DDR gelebt haben“, erklärte der Regierende Bürgermeister am Sonnabend beim Rundgang durch die Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße. Der Rundgang ging einer Andacht in der Versöhnungskapelle auf dem Mauerstreifen und der anschließenden Kranzniederlegung am Mauer-Denkmal voraus. Es war – nanu! – Müllers erster Besuch in der 2014 neu gestalteten Dauerausstellung.

Dort wird mit Fotografien, knappen Erläuterungen und Hörbeispielen gezeigt, was die Mauer eigentlich war, wie sie immer weiter perfektioniert wurde, was sie für den Alltag im geteilten Berlin bedeutete und für die Menschen, deren Familienbande mit einem Mal zerschnitten waren. Rund eine Million Besucher verzeichnet das Dokumentationszentrum mittlerweile, und die Zahl wächst von Jahr zu Jahr. Von den Erläuterungen des Gedenkstättenleiters Axel Klausmeier zeigte sich Müller beeindruckt und sprach danach als erstes „ein großes Dankeschön“ aus.

„Der 13. August ist ein Tag, der uns sehr bewegt, weil wir stets an die Opfer denken“, suchte Müller, der sein Herz nicht eben auf der Zunge trägt, den angemessenen Ton. Es sei jedoch „wichtig, das Ganze jenseits des persönlichen Schicksals politisch einzuordnen“. Das leitete bruchlos über zum Checkpoint Charlie. Dort soll eine weitere Erinnerungsstätte entstehen, verkompliziert allerdings durch den Zusammenhang mit den Bauvorhaben auf den Privatgrundstücken. „Wir sind in einem guten Gespräch“, gab sich Müller vorsichtig optimistisch, dort könne man „die internationale Dimension des Ost-West-Konflikts sehr gut darstellen“. Zugleich ließ der Regierende Bürgermeister einfließen, dass „man“ – das Land Berlin also – „gemeinsam mit der Bundesregierung zu einem guten Ergebnis kommen könne“, ein Hinweis auf die angestrebte Ko-Finanzierung. Gedenkstätten-Leiter Klausmeier nahm dann doch noch die grundsätzliche Bedeutung des 13. August in den Blick: „Die Mauer ist gebaute Menschenrechtsverletzung“. Punkt.

Zugleich sieht sich die Gedenkstätte durch den „grundsätzlichen Wandel in der Gesellschaft“ herausgefordert. Es sind eben immer weniger die von Müller erwähnten „Berlinerinnen und Berliner“, denen es wichtig sei, „an diesen schlimmen Einschnitt zu erinnern“. Es sind heute viel eher die Touristen etwa auf Fahrradtouren, die anschließend wie bestellt am Ort der Kranzniederlegung vorbeiradelten und einen Moment innehielten. Was für ein treffendes Bild unter der Sommersonne, in der die Kranzschleifen funkelten! Übrigens waren alle Abgeordnetenhaus-Fraktionen mit Kränzen vertreten. Der 13. August ist und bleibt ein Tag der Trauer und des Schmerzes, für alle.

Was bis heute, mehr als 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, nachwirkt, ist die unterschiedliche Entwicklung, die die mit Gewalt voneinander getrennten Teile Deutschlands nahmen. Einen Kommentar von Gerd Appenzeller lesen Sie hier.

Er ist 14 Jahre alt, da ziehen sie die Mauer hoch. Direkt vor ihm, in der Berliner Ackerstraße. Dieser Moment prägt Georges Schulzes ganzes Leben - und verbindet ihn auf ewig mit der Grenze. Lesen Sie hier die ganze Reportage.

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