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Berlin: Erkaufte Sicherheit im Nahverkehr

Bundestagsabgeordneter will mit einem Zuschlag Wachleute in U- und S-Bahnen finanzieren. In Berlin sieht man den Vorschlag skeptisch. Ein Pro und Contra

Sollen sich Fahrgäste im öffentlichen Nahverkehr zusätzliche Sicherheit erkaufen? Nach den Attacken auf Fahrgäste und Mitarbeiter von Verkehrsbetrieben in den vergangenen Tagen hat der bayerische CSU-Bundestagsabgeordnete Peter Gauweiler gefordert, in S- und U-Bahnen grundsätzlich einen Wachmann mitfahren zu lassen. Finanzieren ließe sich der Aufwand durch einen „Sicherheitsaufschlag“ auf jeden Fahrschein in Höhe von zehn Cent. In Berlin kostet der Einzelfahrschein fürs Stadtgebiet derzeit 2,10 Euro, für Fahrten ins Umland sind 2,70 Euro fällig.

„Vorstellen können wir uns das durchaus“, sagte BVG-Sprecherin Petra Reetz. Den Fahrgästen müsste das Unternehmen dann jeweils am Jahresende aber eindeutig belegen, wie der „Sicherheitsaufschlag“ verwendet worden sei, sagte sie weiter. Man könne zum Beispiel mehr Personal im Sicherheitsbereich einsetzen, aber auch Kameras dort installieren, wo es sonst nicht vorgesehen ist.

Begleitpersonal in den Zügen gibt es bisher nur sporadisch. Auch aus dem vor zwei Jahren erfolgten Vorstoß von BVG-Chef Andreas Sturmowski, zumindest nachts uniformierte Wachleute in den U-Bahn-Zügen mitfahren zu lassen, ist nichts geworden. Der Senat war nicht bereit, hierfür den Zuschuss zu erhöhen. Andere Bundesländer wie Hamburg, Bayern oder Hessen gewähren den Verkehrsbetrieben dagegen zum Teil solche zweckgebundenen Zahlungen für Wachleute in den Bahnen. Vom Fahrgast kassieren die Verkehrsbetriebe dafür nichts extra.

Dabei soll es nach Ansicht der Stadtentwicklungsverwaltung auch in Berlin bleiben. Einen „Sicherheitsaufschlag“ auf den Fahrpreis werde es nicht geben, sagte die Sprecherin der Behörde, Manuela Damianakis. Die BVG und die S-Bahn seien nach den mit dem Senat abgeschlossenen Verkehrsverträgen verpflichtet, die Sicherheit zu gewährleisten. Dies sei bei den Zuschüssen bereits berücksichtigt.

Auch der Verkehrsverbund Berlin- Brandenburg (VBB) lehnt den „Sicherheitsaufschlag“ ab. Wenn das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste sinke, müsse „gegengesteuert“ werden; eine Tarifanpassung allein aus diesem Grund sei aber nicht angebracht, sagte VBB-Sprecher Matthias Stoffregen. Für die Sicherheit sei in erster Linie die Polizei zuständig, unterstützte ihn Jens Wiesecke vom Fahrgastverband IGEB.

Aus eigenen Mitteln wollen weder die BVG noch die S-Bahn die Zahl der von ihnen eingesetzten Wachleute erhöhen. Ziel der Unternehmen war und ist es vielmehr, Personal einzusparen. Die BVG hat schon vor Jahren ihre U-Bahnhöfe so gut wie personalfrei gemacht, und die S-Bahn ist gerade dabei, auf fast allen Bahnhöfen die Zugabfertiger abzuziehen. Klaus Kurpjuweit

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