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Allerhöchste Sicherheitsstufe: Damit Barack Obama nichts zustößt, werden weder Kosten noch Mühen gescheut.

© Reuters

Erlebnisbericht eines Adlon-Anwohners: Obamas Nachbar für drei Tage

Unser Autor lebt in unmittelbarer Nähe des Hotels Adlon - und weiß, was man in der Sicherheitszone erleben kann. Über die Vorbereitungen auf allerhöchsten Besuch.

Jetzt kommt er. Heute. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass der mächtigste Mensch der westlichen Welt mitten in der Rush hour die Flügel seiner Air Force One ausbreitet und in Tegel landet. Das Protokoll schüttet das ganze Füllhorn seiner anstrengenden Wohltaten über den Gast.

Der hat Berlin vielleicht noch in guter Erinnerung: 2008 jubelte ihm an der Siegessäule die halbe Stadt zu, 2013 sprach er am Brandenburger Tor, die so schöne wie kluge Michelle besuchte mit ihren Töchtern das Holocaust-Mahnmal. Nun die Abschiedsvisite. Der Herr Berliner und die Frau Berlinerin sollten, wenn sie im Stau stehen, Radio hören, um zu wissen, wo Mr. President gerade Hände schüttelt. Oder gar nicht durch die Stadt fahren. Denn die Auswirkungen der höchsten Sicherheitsstufe sind very crazy.

Ich wohne ja nun in einem Haus, das am Hintereingang des Hotels Adlon steht, und da sieht man ganz schräge Sachen: Schon letztes Wochenende schleppte eine Kompanie muskulöser Polizisten hunderte Absperrgitter von den Ladeflächen ihrer Autos an den Straßenrand: Das Mahnmal, ab heute bis Freitag geschlossen, ist rot-weiß umgittert, ebenso mein Wohnblock, das italienische Restaurant „Viale dei tigli“ an der Ecke und der Durchgang zur Hannah-Arendt-Straße.

Gestern geschah etwas Merkwürdiges: Mehrere dicke orangefarbene Wagen der Berliner Stadtreinigung kurvten um Pariser Platz, Ebert-, Behren- und Wilhelmstraße, eskortiert von drei Polizisten öffneten je zwei BSR-Männer mit einem Haken die zahlreich vertretenen Gullys, sechs Augen blickten in die tieferen Venen der Berliner Unterwelt, dann kam so ein Schlauch, spritzte frisches Wasser auf eventuell vorhandene Terroristen, reinigte den Abfluss zur Berliner Unterwelt, und dann legte ein Polizist eine Plombe auf den Gully, während ein anderer mit heißer Flamme die Plombe verplombte. So ähnlich wurde mit Laternen verfahren, auch die kleinsten Abdeckungen erhielten gesprayte Botschaften: Blau und Grün sagen o. k., hier ist alles clean. Oder so.

Sehen Sie hier Bilder von Obamas Berlin-Besuch 2013

Man kommt sich ja doof vor, die Security-Sprache zu entziffern. Da sind die ortsunkundigen Polizisten aus Meck-Pomm, Sachsen-Anhalt oder Sachsen, die Staatsbesuche beschützen, nicht besser. „Wo geht's hier Kreuzberg?“ radebrecht der Tourist. „Greuzberch? Da wo de Nächte lang sinn? Irjendwo da hinten links, wo jetzt der Mond uffjeht. Mehr weeßch ooch nicht“. Ab heute ist die Gelegenheit, nette Menschen kennenzulernen. Hübsche junge Frauen, blond, hohe Stirn, die Polizei-Mütze keck ins Genick geschoben, stehen wachsam an der Sperre. Wenn man sich ausweist, begleiten sie einen sogar bis vor die Haustür. Nur das schwarze Ding, das da an der schlanken Hüfte baumelt, gemahnt, dass die Hüterin der Ordnung gerade im Dienst am Vaterland ist.

Unsereins muss nun wieder vor dem GAU, der dem Anwohner verbietet, nahe ans Fenster zu treten (und schon gar nicht dieses zu öffnen) für Nahrung sorgen – vielleicht trifft er sogar die Kanzlerin, die in ihrer Kaufhalle von Ullrich das Nötigste für eine Kartoffelsuppe kauft, um Barack eine Abschiedsfreude zu machen. Übrigens: Die ganze Zeremonie mit der Security gab es schon vor 25 Tagen. Wegen Wladimir Putins. Der wollte nach dem Treff im Kanzleramt im Adlon schlafen, aber dann war es Nacht, alle Scharfschützen weg. Und Putin auch. Adlon gut, Kreml besser.

Barack Obama kommt Mittwoch nach Berlin. Es kommt zu massiven Behinderungen. Auch der S-Bahnhof Brandenburger Tor wird geschlossen. Lesen Sie hier alles rund um Sperrungen und Verkehrsbehinderungen.

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