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Im Service-Stau. Manche Berliner Taxis stinken, einige Fahrer schimpfen und kennen die einfachsten Wege nicht. Das zumindest berichten Tagesspiegel-Leser.

© Imago

Erlebnisse mit Taxis in Berlin: "Och nee, det is mir zu weit"

Nicht alle Taxifahrer akzeptieren beim Bezahlen die neue Kartenpflicht – aber das ist nicht das größte Ärgernis. Hier schildern Tagesspiegel-Leser ihre seltsamsten Erlebnisse in Autos ohne Ziel und Service.

Ein Erlebnis vom vergangenen Wochenende: „Sie müssen ja ab jetzt meine Zahlung mit Kreditkarte annehmen“, sagt der Taxi-Fahrgast nach der Ankunft in Prenzlauer Berg. „Müsste ich schon“, antwortet der Fahrer. „Mach ich aber nicht.“ Solche Dialoge erlebt man öfter mal wieder in Berliner Taxis. Tagesspiegel-Leser wurden deshalb im Newsletter Checkpoint von Chefredakteur Lorenz Maroldt aufgerufen, ihre seltsamsten Erlebnisse mit Taxifahrern zusammenzustellen – hier eine Auswahl.

Gute Nacht! „Eine Taxifahrerin schläft bei der Fahrt ein! Nur durch mein lautes Rufen von der Rückbank konnte eine Kollision mit dem Straßenbaum vor der Trabrennbahn Mariendorf verhindert werden. Ausrede der Fahrerin: ,Bin seit 13 Stunden im Dienst.‘“ (Alexander Küsel)

Schlechte Luft: „Kurz nach dem Einstieg in ein Großraumtaxi beschwerte ich mich über widerlichen Geruch. Der Taxifahrer insistierte, das könne nicht sein. Nach einer gefühlt langen Fahrt zum Flughafen Tegel bei weit geöffneten Fenstern stellte der verdutzte Fahrer bei Ankunft fest, dass seine Sporttasche, die er irgendwo verstaut hielt, tatsächlich vorher in Exkrementen des Canis lupus familiaris gestanden haben musste. Ich gebe gern zu: Schadenfreudig stiegen wir in Tegel aus, er musste weiterfahren. Und seine Schicht hatte gerade begonnen.“ (Gesine Leidicke)

Rad ab: „Das Taxi kann nicht rechts abbiegen, weil ein Radfahrer kommt, der vorschriftsmäßig fährt und Grün hat. Sagt der Taxifahrer: ,Diese Scheiß-Fahrradfahrer, wenn man mit so einem einen Unfall hat, darf man nicht bremsen, sondern muss voll draufhalten. Drei Stück hab ich so schon plattgemacht.‘“ (Sten Beneke)

Kein leichter Weg: „Ich will zum Flughafen. Ein junger Taxifahrer fragt: ,Welchen Weg soll ich nehmen?‘ Ich: ,Natürlich den kürzesten.‘ Stille. Ich: ,Kennen Sie sich überhaupt aus?‘ Stille. Er holt sein Navi raus.“ (Reini Gebhard)

Was sprichst du? „Unmöglich fand ich einen Taxifahrer, der anhalten und uns ,rauswerfen‘ wollte, weil er das ,Gequatsche‘ meiner englischsprachigen Besucher nicht verstand, falsch interpretierte und auf sich bezog. Tatsächlich war es nur harmloses Gebrabbel in Bezug auf eine vorherige Szene im Hotel.“ (Vicky Wagner)

Da kann man einpacken: „Wir stellten die Koffer vor dem Wagen ab, da wir es dem Fahrer überlassen wollten, wie er vier Koffer am besten unterbringt. Er schaute uns an, sagte erst gar nichts und nach einer Weile mit dem Finger auf die Koffer zeigend an unseren Sohn gewandt: „Du einpacken“. Unser Sohn ist 27 Jahre alt. Völlig perplex und noch angespannt vom Flug wuchteten mein Mann und er die Koffer in den Wagen. Damit aber noch nicht genug. Auf die harsche Frage des Fahrers: ,Wohin gehen?‘ kam nach ein paar Metern ein Vortrag des Fahrers, dass die Kunden meinen würden, die Fahrer seien Diener, das wären sie aber nicht, sie würden für das Fahren bezahlt. Er hätte schon einige Kunden stehen lassen, wenn sie nicht ihr Gepäck selbst einräumen würden.“ (Elvira Ditscheid)

Langstrecke: „Ich wollte einmal vom Gendarmenmarkt nach Schlachtensee. Reaktion des Taxifahrers: ,Och nee, det is mir zu weit, fragen Se mal den Kollegen.‘“ (Camilla Werner)

Schlechte Frage: „Mich nervt ganz ungemein die Frage: ,Soll ich lieber durch die Stadt oder über die Autobahn nach Neukölln fahren?‘ Hmmm, keine Ahnung. Vielleicht machen Sie einfach Ihren Job?! Oder Ihr Navi an.“ (Anja Pfeffermann)

Guten Morgen! „Für mich am schlimmsten sind Taxifahrer, die früh um 5 Uhr auf der Fahrt zum Flughafen unaufhörlich quasseln.“ (Marianne Lück)

Rauchende Golfs: „Ein Problem: das Rauchverbot, das angeblich nicht für Fahrer gilt, während sie ohne Fahrgast fahren, Ergebnis: stinkende Taxen trotz des Rauchverbots für Fahrgäste.“ (Philip Marsden)

Aller schlechten Dinge sind drei: „Duftbäume, kalte Asche, ungewaschener Fahrer – und ich meine richtig ungewaschen.“ (Susanne Droege)

Viel Schimpfe: „Bei 70 Sachen Fahrerfenster auf und Faust raus: ,Ey, du Bekloppter! Wo hast’n du dein’ Führerschein gemacht?‘“ (Marcia Bronder-Brälye)

Neben Ärgernissen gab es auch Lob für die Berliner Taxifahrer – hier ein Beispiel:

Wärmende Hände: „Trotzdem muss ich die Berliner Taxifahrer_innen auch loben: Neben Top-Bar- und Restauranttipps, offenen Ohren und Taschentüchern wurden mir einmal sogar Handschuhe geschenkt, als ich einer Beifahrerin gegenüber beiläufig anmerkte, dass meine Hände frieren.“ (Vicky Wagner)

Und natürlich haben sich auch Taxifahrer zu unserem Aufruf gemeldet und sich zur Kartenzahlungspflicht geäußert:

Sechseinhalb Wochen: „Mal im Ernst: Sollte man einem Geringverdiener zumuten, bei Kartenzahlung bis zu 6 Wochen auf sein Entgelt warten zu müssen? Mir fällt dazu nur Max Liebermann ein: ,Ick kann jar nich so ville fressen, wie ick kotzen möchte.‘“ (Jürgen Reiners)

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