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Nach sexuellen Übergriffen auf Jungen der Kinderintensivstation der Helios-Klinik in Berlin-Buch hat am 19. April der Prozess gegen einen damaligen Pfleger begonnen.

© dpa

Ermittlungspannen nach Missbrauchsfällen?: Justizsenator verspricht Aufklärung

Drei Kinder soll der inzwischen angeklagte Pfleger Michael N. missbraucht haben. Zumindest der letzte Übergriff hätte nach Tagesspiegel-Informationen verhindert werden können. Nun soll geklärt werden, ob es Ermittlungspannen gab.

Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) ist „sehr betroffen“, er will die Vorgänge innerhalb der Justiz „umfassend aufklären lassen“. Die Innenbehörde von Senator Frank Henkel (CDU) sieht keinen Anlass zur Kritik an den polizeilichen Ermittlern. Und die zuständigen Brandenburger Behörden wollen alle Vorgänge vor einer Stellungnahme erst einmal gründlich überprüfen: Der Bericht des Tagesspiegels, nach dem die Ermittlungen im Zusammenhang mit den drei sexuellen Missbrauchsfällen auf der Kinder-Intensivstation im Helios-Klinikum Buch 2010 von Behörde zu Behörde weitergereicht wurden und viel zu langsam vorankamen, hat die zuständigen Stellen in Berlin und Brandenburg am Sonnabend zu ersten Reaktionen veranlasst.

Wie berichtet, hätte durch schnelleres Handeln und eine umgehende Information der Klinik zumindest der dritte Übergriff des inzwischen angeklagten Pflegers Michael N. am 16. November 2010 möglicherweise verhindert werden können. Denn bereits am 13. September, also zwei Monate vor der letzten Tat, zeigten die Eltern des zuerst missbrauchten Jungen bei der Polizei in Oranienburg an, dass sich ein Unbekannter an ihrem Kind auf der Station vergangen habe. Was danach geschah, wirft etliche Fragen auf: Weshalb reagierte die Polizei nicht sofort, sondern vernahm den Jungen und seine Eltern erst neun Tage später? Warum ließen Polizei und Staatsanwaltschaft in Brandenburg knapp fünf Wochen verstreichen, bevor sie nach eigenen Ermittlungen am 19. Oktober die Berliner Behörden in Kenntnis setzten und ihnen den Fall übertrugen? Und wieso wurde bis dahin mit der Klinik in Buch offenbar kein Kontakt aufgenommen, um sie zu informieren und erste Vorsichtsmaßnahmen zu ermöglichen?

Bei der Berliner Staatsanwaltschaft lag der Vorgang wiederum etliche Tage, bis das Landeskriminalamt laut Polizei am 1. November Kenntnis erhielt und mit Ermittlungen beauftragt wurde. Der Täter wurde am 17. Dezember festgenommen. Ob die Klinik wenigstens von den Berliner Beamten erfuhr, weshalb diese unter anderem in deren Personalabteilung recherchierten, wird unterschiedlich dargestellt. Die Klinik verneint dies, die Polizei sagt, man könne es nicht mehr genau rekonstruieren. Die Innenbehörde erklärte, zumindest Berlins Polizei habe „unverzüglich die Arbeit begonnen“ und „konsequent ermittelt“.Christoph Stollowsky

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