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Ernährung: Hofladen-Initiative will Spandau zur gentechnikfreien Zone machen

Bauern verzichten auf Einsatz von Gentechnik. Ihre Hofläden erhalten spezielle Schilder.

Berlin - Nur zwei Prozent der Fläche Berlins sind Äcker, doch auf denen soll zumindest keine Gentechnik zum Einsatz kommen. Das ist das Ziel einer Spandauer Initiative, die aber zunächst einmal den Havelbezirk zur gentechnikfreien Zone machen will. Von 13 Bauern, die sich im Landschaftspflegeverband des Bezirks engagieren, haben sich acht dazu verpflichtet, keine Gentechnik einzusetzen. Am ersten Hofladen wurde Mittwoch das entsprechende Hinweisschild angebracht.

Mehrere Ziegen und ein Schwein tummeln sich auf der Wiese. Dahinter weiden Pferde und das Muhen der Kühe im Stall übertönt bisweilen das Schnattern der Gänse. Seit der Umsiedlung aus Staaken vor 27 Jahren besteht der heute von Reiner Zerrath und Sohn Guido betriebene Bauernhof auf den Gatower Rieselfeldern. Das Futter der Tiere stammt aus eigenem Anbau. Natürlich frei von Gentechnik. „Ich brauche den Mist nicht“, sagt Guido Zerrath.

Im Hofladen an der Gatower Straße gibt es Fleisch und Wurst aus eigener Schlachtung sowie Milch und Gemüse von den Spandauer Kollegen. Christian Heymann ist einer von ihnen, der Initiator von „SpeiseGut“. Bei Berlins erstem Projekt einer Sozialen Landwirtschaft erhalten die Teilnehmer für einen festen Betrag wöchentliche Lieferungen. Gemüse und Kräuter werden auch direkt vom Acker verkauft.

Helmut Querhammer lässt von seinen Wasserbüffeln, Galloway-Rindern und Schafen die Margareteninsel in Tiefwerder beweiden. Auch der Gatower Vierfelderhof mit seinem Hofladen, die Landwirte Ulrich Reinicke, Günter Schulze und Christian Zorn sowie der Landschaftspflegeverband selbst haben sich der Initiative angeschlossen. „Wir wollen den Kunden zeigen, dass wir uns kümmern“, so der Vorsitzende des Landschaftspflegeverbandes, Hans-Joachim Ernst.

„Entweder, man kauft billig beim Discounter oder direkt beim Erzeuger“, lautet der Trend, den Carsten-Michael Röding (CDU), Spandaus Umweltstadtrat, ausgemacht hat. Das Projekt zeige, dass es in Berlin eine Landwirtschaft gibt, die regional, biologisch und frei von Gentechnik produziert, sagt der Kommunalpolitiker. Außerdem sei es gut fürs Image von Spandau.

Allerdings sorgen sich Landwirte auf den ehemaligen Rieselfeldern um ihre Zukunft. Ursache ist der geplante Verkauf der Flächen durch die Wasserbetriebe. Vorgesehen ist, dass die Berliner Stadtgüter die Felder übernehmen und den Bauern langfristigen Pachtverträge gewähren. Noch stehe aber das Ergebnis umfassender Bodengutachten aus, sagt Stadtrat Röding. Die umstrittene Übernahme durch den Großgastronomen Josef Laggner scheint hingegen vom Tisch. Mit ihm wird wohl nur noch über den ehemaligen Betriebshof an der Potsdamer Chaussee verhandelt. Rainer W. During

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