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Ich bin dann mal weg. Das aus einem kleinen Derwitzer Privatzoo entflohene Känguruweibchen „Zippe“ hatte erst unlängst ein Jungtier geworfen.

© Manfred Thomas

Erneut entkommen aus Gehege in Brandenburg: Känguru Zippe ist wieder auf der Flucht

Ein ausgebüxtes Tier hält Polizei, Feuerwehr und Ordnungsamt in Werder seit dem Wochenende auf Trab. Fast wäre es auf die Autobahn gehüpft, konnte dann gefangen werden - entkam aber erneut. Die Rechnung könnte teuer werden.

Ausnahmezustand im kleinen Werder-Ortsteil Derwitz: Fernsehteams und Radioreporter stehen vor einem großen Grundstück und warten. Ganz Derwitz steht Kopf, weil „Zippe“ ausgebrochen ist. Das Känguruweibchen hatte bisher im Garten eines Derwitzer Ehepaars ein ruhiges Leben gehabt – bis zum vergangenen Samstag.
Still und leise konnte das Beuteltier am Wochenende entkommen, die Besitzer waren zu der Zeit nicht zu Hause. Erst am Abend stellten sie fest, dass nur noch das Kängurumännchen und deren gemeinsames Jungtier im weitläufigen Garten waren. Mithilfe von Nachbarn machte sich das Tierfreunde-Ehepaar, das auf seinem Grundstück auch exotische Vogelarten hält, auf die Suche nach dem Ausreißer. Ohne Erfolg.
Am Montagmorgen dann große Aufregung: Das Känguru war nahe der Autobahnauffahrt Groß Kreutz gesichtet worden. Mehrere Autofahrer versuchten, es einzufangen und davon abzuhalten, auf die Autobahn zu hüpfen, wie die Polizei danach mitteilte. Schließlich kamen Feuerwehrmänner, Polizisten, Helfer der Tierrettung und Mitarbeiter des Werderaner Ordnungsamts hinzu. Am Montagvormittag waren bis zu 20 Kräfte im Fang-Einsatz – zeitweise sogar der komplette Außendienst des Ordnungsamtes, sagte dessen Leiterin Ulrike Paniccia dem Tagesspiegel.

Entkommen konnte das Känguru durch ein Loch im Maschendrahtzaun

„Wir hatten es schon fast geschafft“, so Paniccia. Das war am frühen Nachmittag. Doch der Kescher, mit dem normalerweise entlaufene Hunde eingefangen werden, konnte dem boxenden Känguru wenig anhaben. In seiner Panik nahm das Beuteltier seine ganze Kraft zusammen und zerbrach den provisorischen Käfig. Mit schnellen weiten Sprüngen hüpfte es bei Derwitz über die Wiesen davon. „Wir vermuten, dass es sich noch immer zwischen Derwitz und Kemnitz aufhält“, so die Ordnungsamtschefin. Den genauen Standort konnte man nicht mehr ausfindig machen.

Trotz verstärkter Kontrollen wurde das Tier bis zum Montagabend nicht gefunden. Entkommen konnte es durch ein Loch im Maschendrahtzaun. Um jedoch an die Stelle zu kommen, musste das Tier einen Elektrozaun mit sehr viel Schwung überwinden, wie es am Montag aus der Familie der Tierhalter hieß. Hinter dem Elektrozaun befand sich als weitere Sicherung zudem eine dichte Hecke. Auch darin war offenbar ein kleines Loch. Vermutet wird, dass ein Autofahrer den Zaun jüngst beim Wenden seines Wagens aufgerissen haben muss.

Auf dem Grundstück des Ehepaares gibt es neben den aus Tasmanien stammenden, mittelgroßen Bennett-Kängurus noch weitere Exoten. Dazu gehören vor allem ungewöhnliche Vogelarten, wie der „Lachende Hans“ aus der Eisvogelfamilie oder ein mittlerweile zahmer Nachfahre der ausgestorbenen Terrorvögel. In ihrem kleinen Privatzoo halten die Tierliebhaber auch mehrere Papageienarten und bunte Sittiche. Im Dorf ist das Paar als Tierliebhaber bekannt, die Nachbarn haben sich mittlerweile an das laute Gegackere und Geschreie gewöhnt.

Der Einsatz wird teuer - in Berlin kostete eine Hunderettung 10.000 Euro

Wie lange die Suche nach dem ausgebüxten Känguru noch weitergehen wird, ist ungewiss. Je länger gesucht wird, umso teurer kann das für die Halter werden. „Der Einsatz kann den Eigentümern in Rechnung gestellt werden“, so die Ordnungsamtschefin, die bisher die Suchaktion koordiniert. Besonders teuer werde es, wenn ein Tierarzt alarmiert werden müsste, der mithilfe eines Betäubungsgewehrs das entflohene Känguru einfange. Erst vor wenigen Tagen hatte die Rettung eines Tiers in Berlin für große Diskussionen gesorgt. Großen Schaden jedoch kann das flauschige Tier in Werder nicht anstellen. „Es besteht keine erhöhte Gefahr, die Situation ist zum Beispiel mit einem ausgebrochenen Krokodil in der Havel nicht zu vergleichen“, so Paniccia.
Auch wenn die derzeit kalten Nachttemperaturen dem australischen Kängurus nichts anhaben können, hoffen die Derwitzer Besitzer, dass „Zippe“ den Weg zurück in den warmen Stall findet.

Eva Schmid

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