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Berlin: Erneut Unfall auf wilder Rennstrecke Auto prallte gegen Bahnpfeiler in der Bülowstraße

SPD fordert schärfere Tempo-Kontrollen

„Von Null auf Hundert in …“ – so überschrieb die SPD vor einigen Tagen ihren Antrag, die „Rennstrecke“ zwischen Kurfürstendamm und Hermannstraße stärker von der Polizei überwachen zu lassen. Im August hatte zuletzt ein junger Raser auf der Kleiststraße zwei Fußgängerinnen getötet. Am Sonntag früh ist wieder ein Schnellfahrer verunglückt: Aus unbekannten Gründen kam der Mann an der Bülow- Ecke Frobenstraße von der Fahrbahn ab, riss eine Ampel um und krachte dann gegen den steinernen Pfeiler der Hochbahn. Vom Wagen blieb nur Schrott übrig. Deshalb staunte ein Zeuge, dass der Unbekannte offensichtlich unversehrt aus dem Wrack kletterte, dann mit dem Fahrer eines Autos sprach, das kurz danach dort stoppte – und anschließend zu Fuß flüchtete. Der Grund war schnell geklärt: Der schwarze VW war Stunden zuvor in Kreuzberg gestohlen worden. Möglicherweise hatte sich der Dieb mit dem zweiten Wagen ein Rennen geliefert.

Eine tiefschwarze Bremsspur zeugte davon, dass der Unfallfahrer vor der Frobenstraße noch massiv abgebremst haben muss. Dennoch war das Tempo hoch genug, dass der Sportwagen beim Aufprall völlig zerstört wurde. Der „Corrado G60“ hat 160 PS und fährt Tempo 225.

Im Umland fordern die Wettrennen junger Autofahrer nahezu jedes Wochenende Opfer: Vor vier Wochen hatten sich im brandenburgischen Werbig zwei 17 und 19 Jahre junge Menschen mit einem VW Corrado bei einem Wettrennen totgefahren. Was die Landstraße im Umland, ist der „Generalszug“ in Berlin. Der Straßenzug vom Kurfürstendamm nach Kreuzberg – er hat die Bezeichnung nach den preußischen Kriegsherren Tauentzien, Kleist, Bülow, Yorck und Gneisenau – gilt seit Jahren als beliebte Rennstrecke, vor allem in den „Diskonächten“ am Wochenende. Doch bislang hat die Polizei keine Unfallhäufung registriert, deshalb habe es bislang keine zusätzlichen Kontrollen gegeben, hieß es gestern.

Der folgenschwerste Unfall auf der Strecke geschah am 6. August: Der 20-jährige Umut D. raste an diesem Freitagabend vermutlich mit Tempo 100 mit einem geliehenen PS-starken Golf über die Kleiststraße, touchierte ein Taxi und schleuderte dann auf eine Fußgängerfurt. Dort standen zwei Touristinnen. Adelheit K. war sofort tot, ihre Tochter Andrea R. starb einen Tag später. Der Fahrer war auch damals unverletzt aus dem Wrack geklettert. Eine Bürgerinitiative stellte anschließend ein Kreuz auf und sammelte Unterschriften für schärfere Kontrollen.

Diesen Unfall nahm auch die Bezirks-SPD zum Anlass, die „Eindämmung der Raserei“ zu fordern. Die Polizei solle auf der Strecke verstärkt Fahrzeuge und Geschwindigkeit kontrollieren. Offizielle Begründung: „Einige junge Autofahrer nutzen den Straßenzug, um die Leistung ihres Fahrzeuges sich selbst und der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei wird die Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h bewusst deutlich überschritten.“

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