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Berlin: Erneut verwahrloste Kinder aus stinkender Wohnung geholt

Verschimmelte Essensreste in verdreckten Wohnungen, die Kinder oft sich selbst überlassen: Die Meldungen zu Verwahrlosungsfällen häufen sich in den ersten Wochen des Jahres, und meist ähneln sie sich. Am Dienstag bekamen die Ermittler des bundesweit einzigen für derartige Fälle zuständigen Fachdezernats erneut Arbeit: Diesmal waren es ein Junge und seine beiden Schwestern, die in Reinickendorf aus einer völlig verdreckten, stinkenden Wohnung geholt wurden.

Verschimmelte Essensreste in verdreckten Wohnungen, die Kinder oft sich selbst überlassen: Die Meldungen zu Verwahrlosungsfällen häufen sich in den ersten Wochen des Jahres, und meist ähneln sie sich. Am Dienstag bekamen die Ermittler des bundesweit einzigen für derartige Fälle zuständigen Fachdezernats erneut Arbeit: Diesmal waren es ein Junge und seine beiden Schwestern, die in Reinickendorf aus einer völlig verdreckten, stinkenden Wohnung geholt wurden. Am Montag wäre ein fünfjähriger Junge aus Niederschöneweide fast ertrunken, möglicherweise, weil seine Mutter nicht aufpasste. Das Kind schwebt weiter in Lebensgefahr.

Gina Graichen, Chef-Ermittlerin, sagt, dass nicht plötzlich immer mehr Kinder in ihren Wohnungen verwahrlosen. Aber die Aufmerksamkeit habe sich erhöht, auch durch die aktuellen Berichte, und so würden mehr Fälle bekannt. Oftmals stießen auch Polizisten „per Zufall“ auf die unzumutbaren Zustände, wenn sie eigentlich aus einem ganz anderen Anlass im Einsatz seien. So war es im jüngsten Fall: Die Beamten wollten dem Hinweis nachgehen, ein vermisster Jugendlicher halte sich in einer bestimmten Wohnung auf. Den fanden sie dort zwar nicht – aber dafür einen siebenjährigen Jungen und seine Schwestern im Alter von 14 und 15 Jahren. Die Wohnung war verqualmt, Fliegen klebten an den Wänden, überall soll vergammeltes Essen herumgelegen haben. Die Geschwister wurden Notdiensten übergeben. Gegen die 37-jährige alleinerziehende Mutter wird nun ermittelt.

Graichen sagt, die Beamten seien viel besser geschult als früher und reagierten sofort auf solche Zustände, auch wenn sie aus einem anderen Anlass gekommen seien. Der andere Grund, aus dem sich die Aufmerksamkeit erhöht habe, sei die langjährige Arbeit der Behörde und das Bestreben, „die Bevölkerung für solche Wahrnehmungen zu sensibilisieren“, sagt Graichen. So bekäme die Polizei viel häufiger Hinweise, auch anonyme, von Nachbarn oder Passanten, weil diese viel aufmerksamer seien und sich trauten, Beobachtungen zu melden. Im Jahr 2004 war die Behörde mit einer Plakat-Kampagne in die Offensive gegangen. Ein Motiv zeigte drei Kinder, die in einer vermüllten Wohnung kauern. Das Bild war echt, darunter der Text: „Verdreckt, hungrig, allein gelassen.“ Ein anderes Plakat zeigte eine Babyflasche vor einem Grab und die Überschrift „Geboren, gequält, gestorben“ – dazu der Appell, jeden Verdacht der Polizei zu melden. Tanja Buntrock

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