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Berlin: Erneut wurde Kind misshandelt: Eltern festgenommen Ärzte entdeckten bei Baby zahlreiche Verletzungen Justizsenatorin will schnelleren Kindesentzug

Ein neuer Verdacht der Kindesmisshandlung ist am gestrigen Mittwoch bekannt geworden: Eine 39-jährige Frau und ihr 26-jähriger Lebensgefährte aus Friedrichshain sollen ihren vier Monate alten Sohn misshandelt haben. Die Britin und der Deutsche wurden gestern einem Haftrichter vorgeführt.

Ein neuer Verdacht der Kindesmisshandlung ist am gestrigen Mittwoch bekannt geworden: Eine 39-jährige Frau und ihr 26-jähriger Lebensgefährte aus Friedrichshain sollen ihren vier Monate alten Sohn misshandelt haben. Die Britin und der Deutsche wurden gestern einem Haftrichter vorgeführt.

Bereits am 19. Oktober wurde der Säugling von der Mutter ins Krankenhaus gebracht – wegen einer Beinverletzung. Hier bestand noch kein Misshandlungsverdacht. Doch später stießen die Ärzte auf ältere Verletzungen: Gehirnblutungen, Hämatome und Knochenbrüche. Diese seien „eindeutig gewaltsamen Ursprungs“, hieß es bei der Polizei.

Nachdem die Mediziner die Eltern mit dem Vorwurf der Kindesmisshandlung konfrontiert hatten, sollen diese sich „unkooperativ und uneinsichtig“ gezeigt haben. Deshalb alarmierten die Ärzte Polizei und Jugendamt. „Bislang ist die Familie bei uns nicht bekannt“, sagte der Jugendamtsdirektor von Friedrichshain, Thomas Harkenthal. Er kann nicht bestätigen, dass die Eltern im Gespräch mit den Sozialarbeitern unkooperativ waren. „Sie haben uns erklärt, dass der Junge anfällig ist für Knochenbrüche, da er an einer speziellen Krankheit leidet“, sagte Harkenthal. Genau dies werde von den behandelnden Ärzten geprüft, hieß es gestern bei der Polizei.

Vernachlässigte Kinder, misshandelte Kinder, straffällige Kinder – es gibt schlicht zu viele Fälle, sagt Justizsenatorin Karin Schubert (SPD). „Da läuft was schief in unserer Gesellschaft.“ Um früher eingreifen zu können, gebe es derzeit intensive Beratungen mit Jugendsenator Klaus Böger, Innensenator Ehrhart Körting (beide SPD) und allen Berliner Jugendstadträten. Man habe sich vorerst darauf geeinigt, dass die Jugendämter künftig die Familiengerichte früher von Problemfällen informieren sollen.

Außerdem prüft die Justizbehörde eine Gesetzesinitiative, die Erziehungshilfen gegen den Willen der Eltern ermöglicht. Demnach sollten Familienrichter Sanktionen wie den zeitweisen Kindesentzug aussprechen können, wenn eine Problemfamilie die Kooperation verweigert. „Wenn das Kindeswohl gefährdet ist, müssen Familienrichter künftig früher eingreifen“, sagt Schubert.

Eine andere Möglichkeit, Kinder zu schützen, sieht Sozial-Senatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei.PDS): Sie will Hebammen stärker in die Prävention einbeziehen. Hebammen könnten versuchen, den Eltern die regelmäßigen Untersuchungen kleiner Kinder nahe zu legen, sagt Knake-Werner.

Wenig hält sie von einem Vorschlag der CDU-Fraktion, die Eltern zu den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt zu verpflichten: Das sei ein vermutlich nicht durchsetzbarer Eingriff ins Elternrecht. Sie setze eher auf Überzeugung: Hebammen, Kinderärzte, Erzieherinnen und Erzieher müssten im Hinblick auf vernachlässigte Kinder noch aufmerksamer werden.

(Seite 10) tabu/kf/wvb.

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