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Dienstantritt. Generalmanager Friedrich W. Niemann öffnete kurz mal sein Haus. Spätestens ab Februar soll es in Betrieb sein.

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Eröffnungstermin "um den Jahreswechsel" geplant: Waldorf-Astoria öffnet vorab – für einen Tag

Das Luxushotel stellte das Personal vor, zeigte seine Küchenkunst und nannte einen neuen Premierentermin.

Vermutlich gibt es keinen schöneren Ort, das neue Jahr in Berlin zu feiern, als die Präsidentensuite im 31.Stock des Waldorf-Astoria-Hotels am Zoo. Doch man sollte sich für 2012 nicht darauf verlassen, denn die Sprachregelung des Hotels zum Eröffnungstermin ist weiterhin vage: „Um den Jahreswechsel“ heißt es nun, nachdem zuvor von „Mitte Dezember“ die Rede war. Und auch der Chef Friedrich Niemann, der bei Fragen nach der Eröffnung immer so unnachahmlich süß-sauer lächelt, legt sich nur so weit fest, dass die Gäste mit festen Buchungen ab 1. Februar ganz sicher mit Kost und Logis rechnen könnten.

Das neue Zoofenster. Ursprünglich wollte das Hotel im knapp 119 Meter hohen Turm vor einem Jahr aufmachen. Dann war vom Januar 2012, vom Frühjahr und vom Herbst die Rede. 
Das neue Zoofenster. Ursprünglich wollte das Hotel im knapp 119 Meter hohen Turm vor einem Jahr aufmachen. Dann war vom Januar 2012, vom Frühjahr und vom Herbst die Rede. 

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Sicher ist zumindest, dass der Presse am Mittwoch ein praktisch fertiges Hotel gezeigt wurde. Im Pool schwappt angenehm warmes Wasser, die Bibliothek im 14. Stock hat genügend Bücher auch für Langzeitgäste, der kostbare Marmor blinkt und blitzt mit den dezent goldenen Einsprengseln um die Wette, und die Mannschaft im Restaurant „Les Solistes“ brennt darauf, das lange eingeübte Handwerk nun endlich am echten Gast auszuprobieren zu dürfen.

Architektonisch, das war nach den ersten Skizzen klar, orientiert sich das Hotel am Art-déco-Stil, für den das New Yorker Stammhaus ja exemplarisch steht. Und die dreieckige Form des Gebäudes hat die Innenarchitekten darüber hinaus zu einigen Assoziationen an Kreuzfahrtschiffe inspiriert. Dennoch wirkt die Ausstattung nicht historisierend, sondern zeitgemäß. Herzstück ist die Halle namens „Peacock Alley“, an deren breiterer Seite sich eine Marmortreppe spiralförmig in die Höhe windet.

Größtes Plus des Hauses sind zweifellos die Panoramen durch die größtenteils bodentiefen Zimmerfenster, die die West-City, den Breitscheidplatz und den Bahnhof Zoo in neuem Licht zeigen. Die Zimmer sind mindestens 42 Quadratmeter groß, und der Aufwand der Einrichtung steigt mit der Höhe über die Junior- bis in die formidablen Turmsuiten; die Präsidentensuite, die noch nicht ganz fertig ist, misst allein 280 Quadratmeter und dürfte damit auch für die größten lebenden Präsidenten geeignet sein.

Barkeeper Marcus Hinrichsen im Waldorf-Astoria.
Barkeeper Marcus Hinrichsen im Waldorf-Astoria.

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Für Zaungäste des Hotelbetriebs gibt es das „Romanische Café“, das sich auch mit Literaturveranstaltungen profilieren soll, die „Lang Bar“ als klassische Cocktailbar, beides mit Blick auf die Gedächtniskirche. Und natürlich das unter Leitung des Pariser Küchenstars Pierre Gagnaire stehende Restaurant „Les Solistes“, im ersten Stock, dessen Aussicht auf die Joachimstaler Straße vorerst dezent mit Gardinen verdeckt bleibt – das ist nicht die Schokoladenseite des Hotels.

Gagnaire bot am Mittwoch auch einen ersten Einblick in Stil und Programm der Küche. Auf die Frage nach seinen Zielen hält er sich vorerst zurück. Er betont, die Küche müsse Erfahrungen sammeln, ein Gefühl für die Stadt und die Erwartungen der Gäste entwickeln und dann ihr eigenes Programm den Gegebenheiten anpassen. Als bescheidenes Bistro ist das „Les Solistes“ jedenfalls nicht geplant, das zeigt schon die Speisekarte, die preislich deutsches Spitzenniveau anpeilt: Die Abendmenüs kosten 110 und 165 Euro, für den Hummer mit Ingwer, Mango und Zitronengras werden 75, für den Wildhasen in drei Gängen 85 Euro aufgerufen.

Hotel-Kellnerin Jessica Wolff.
Hotel-Kellnerin Jessica Wolff.

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Küchenchef Roel Lintermans, der fünf Jahre lang in Gagnaires Londoner „Sketch“ erfolgreich war, bietet also keine berlinisierte Edel-Hotelküche, sondern reinen Gagnaire. Das bedeutet: französische Moderne, die weltläufige Aromen, vor allem aus Asien, aufnimmt, aber keinen Avantgarde-Anspruch erhebt. Am Mittwoch servierte er unter Aufsicht des Meisters Langustinen mit zweierlei Reis, dazu eine klassische Krustentiersauce, eine im Ganzen gebratene Poularde mit Ingwer und eine ganze Karawane von kleinen Desserts.

An der Spitze des Service steht Vedad Hadziabdic, der aus dem Wolfsburger „Aqua“ gekommen war und dann im Brandenburger Hof und im Bayrischen Haus in Potsdam Dienst tat. Der Anspruch, in der Berliner Spitze mitzumischen, wird sowohl in seiner Person als auch im ganzen Aufwand deutlich bis hin zur großen Weinkarte, die bei Flaschenpreisen um 30 Euro beginnt und mit einem 1999er Petrus für 5100 Euro endet. Gagnaire wird daran aus der Ferne mitwirken. Dafür, dass sein kulinarischer Geist präsent ist, stehen die fünf Fotos an der Küchenseite des Restaurants, französische Motive, von ihm selbst fotografiert.

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