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Berlin: Erotik der Uniform

Falscher Polizist soll als Trickbetrüger Frauen ausgenommen haben

Manche Frauen werden bei ausgesprochen sportlichen Männern schwach, andere eher bei musischen. Und es gibt Frauen, die können bei Polizisten blind werden und jede Vorsicht vergessen. Wie Katja S., die gestern als Zeugin im Prozess gegen einen mutmaßlichen Trickbetrüger den Richtern gestand: „Ich fühle mich hingezogen zu Männern, die bei der Polizei sind.“ Deshalb hatte sie Achim-Raul C., der sich ihr gegenüber als Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes ausgegeben haben soll, auch großzügig Geld geliehen. „Ich dachte, der tut im Leben nichts Unrechtes“, sagte die 27-Jährige.

Doch der 41-jährige C. soll mehrere Frauen ausgenommen haben. Laut Anklage ergaunerte der Mann aus Leipzig bei drei Damen innerhalb eines halbes Jahres rund 33 000 Euro. Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht aber hüllte sich der Angeklagte in Schweigen. Was die erste Zeugin den Richtern zu berichten hatte, ließ den Mann mit Doppelkinn und leichtem Bauchansatz hin und wieder lächeln. Die Mitarbeiterin eines Modehauses war damals, im Herbst 2000, erst seit ein paar Wochen in Berlin. „Die Stadt war für mich groß und fremd“, sagte die Zeugin. Heimweh nach Köln habe sie gequält. Doch dann gab es die ersten Gespräche mit dem Kunden, der sich als Ordnungshüter vorstellte und schnell ein guter Freund wurde.

Die Frau fragte nicht viel: „Ich weiß, dass man in einer solchen Position nicht viel über seine Arbeit erzählen darf.“ Schließlich sei er zu ihr gekommen und habe erklärt: „Ich brauche kurzfristig berufsbedingt Kleidung und komme gerade nicht an mein Konto.“ Er probierte an, sie bezahlte: ein Paar Schuhe für 450 Euro, zwei Jeans und einen Pullover für insgesamt 500 Euro und schließlich noch ein Luxus-Feuerzeug für knapp 700 Euro.

Als sie dem Schwindel auf die Spur kam und ihr Geld zurückverlangte, sei er verschwunden, sagte die Zeugin. Laut Anklage war er zu neuen Opfern unterwegs. Eine Frau soll er bei einem angeblichen Immobiliengeschäft um rund 20 000 Euro geprellt haben, bei einer weiteren soll er Champagner, Sportartikel und Designer-Kleidung für rund 6500 Euro ergaunert haben.

Kerstin Gehrke

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