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Erraten Sie zehn Persönlichkeiten: Biografisches Weihnachtsrätsel 2013: Wer war's?

Das biografische Weihnachtsrätsel dreht sich in diesem Jahr rund um Essen, Trinken und Kochen – auch im übertragenen Sinn. Zehn Persönlichkeiten gilt es anhand ihrer Karrieren zu erraten.

Irgendwann haben die Menschen einmal angefangen, Dinge in einen Topf mit Wasser zu werfen. Oder das Fleisch einfach ins Feuer zu legen statt roh zu essen. Im Laufe der Zeit wurden die Zubereitungsmethoden raffinierter, Köche und Köchinnen wurden Meister ihres Faches. In unserem biografischen Rätsel begeben wir uns in das vielfältige Reich des Kulinarischen. Aber Vorsicht! Nicht jede gesuchte Persönlichkeit war Koch oder Köchin, hatte aber doch irgendwie auch mit Lebensmitteln zu tun. Einmal sogar auf tragische Art und Weise.

Bitte schicken Sie Ihre Lösungen auf einer Postkarte mit Absender an: Der Tagesspiegel, Redaktion Sonderthemen, Kennwort „Weihnachtsrätsel“, 10491 Berlin. Sie können Ihre Lösung auch per E-Mail schicken an weihnachtsraetsel@tagesspiegel.de (Bitte Name und Adresse angeben!). Einsendeschluss ist Mittwoch, der 8. Januar 2014 (Poststempel). Die Namen derer, die richtig geraten haben, werden veröffentlicht – ohne Garantie! Wir verlosen unter den richtigen Einsendern Bücher.

1 Ein Meister aus der Lombardei

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Ein Meister aus der Lombardei
Die Zeitgenossen hielten ihn vielleicht für skurril, es war ungewöhnlich, was er tat, aber wie er es tat, war meisterlich. Alles stimmte bis aufs i-Tüpfelchen. Wir wissen, dass er gemäß dem Zeitgeist die Natur exakt beobachtete und auch eine Vorliebe für exotische Dinge zeigte, die damals natürlich selten und kostbar waren. Der Kaiser fand Gefallen an dem Schaffen des begabten Mannes aus der Lombardei und holte ihn an den Hof. Ihn faszinierte das naturwissenschaftliche Interesse des Meisters. Wir wissen nicht, ob er ein Verfechter gesunder Ernährung war, aber aus heutiger Sicht betrachtet, hantierte der Gesuchte mit gesunder Kost. Was er daraus zauberte, war allerdings nicht zum Verzehr geeignet. Der Sohn des Herrschers fand ebenfalls Gefallen an dem Wirken des Meisters und beschäftigte ihn weiter. Mit rund 60 Jahren kehrte er auf eigenen Wunsch in seine Heimat zurück. Er starb mit 67, nach anderer Berechnung mit 66 Jahren. Bald nach seinem Tod war er vergessen, doch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde er von einer neuen Bewegung wieder entdeckt und gefeiert.

2 Ein Mann mit eigenem Drehbuch

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Ein Mann mit eigenem Drehbuch
Der Gesuchte gilt als der Erfinder eines Schnellgerichts, das in den 1950er Jahren Furore machte. Bis heute hat es kaum an Popularität eingebüßt. Nicht zuletzt deshalb, weil es auch von jenen problemlos fabriziert werden kann, die in der hohen Schule der Küchenkunst nie ihr Abitur bestehen könnten. Im Gegensatz zu diesem ernährungsphysiologisch und kulinarisch eher fragwürdigen Gericht ist unser Mann allerdings in Vergessenheit geraten. Schließlich ist er bereits 1967 gestorben, das heißt, er nahm sich das Leben. Eine Verzweiflungstat, die allerdings nicht in Zusammenhang mit dem erwähnten Gericht stand, sondern wohl einer unheilbar erscheinenden Erkrankung geschuldet war. Gelernter Koch, wie sich vermuten lässt, war der gebürtige Hesse nicht. Das sei zur Ehrenrettung der Zunft erwähnt. Vielmehr war er Musiker, besuchte anschließend die Schauspielschule und stand unter anderem in Stendal sowie in Dresden auf der Bühne. Auch zum Film verschlug es ihn, große Erfolge blieben ihm jedoch versagt. Was ihn letztlich an den Herd trieb – darüber gibt es verschiedene Versionen. Die wahrscheinlichste Erklärung: reine Not, weil er weder bei Bühne, Funk oder Fernsehen eine Anstellung in seinem Beruf fand. Doch er hatte eine Idee, entwarf quasi für sich selbst ein Drehbuch. In der neu gefunden Rolle hingegen sorgte er dann über einen Zeitraum von mehr als elf Jahren für Furore, war gewissermaßen in aller Munde. Das Leben des Mannes, der unter einem Künstlernamen bekannt war, wurde sogar verfilmt.

3 Eine Dame der Gesellschaft

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Eine Dame der Gesellschaft
Ihr Mann zog eine Linie in Osteuropa, die jedoch von den Beteiligten nicht akzeptiert wurde. Sie selbst starb allerdings vor dieser Grenzziehung, in relativ jungem Alter. Die Variante des Gerichts, das sie kreierte, lässt sich bis heute genießen – aber nur in entschärfter Form. Über die Entstehung der von ihr geschaffenen Version der Speise kursieren mehrere Varianten. Die am häufigsten genannte Lesart lautet, dass sie bei einem Dinner wegen des besonderen Wunsches des wichtigsten Gastes in eine missliche Lage geraten war – und aus dieser Not eine Tugend machte. Ihr Vater gehörte zu den Gründern einer Firma, die bis heute in den großen Kaufhäusern von Macy’s weiterlebt. Aufgrund des familiären Vermögens verstand es sich von selbst, dass sie eine gute Ausbildung genoss. Den größten Teil ihrer Ausbildung erhielt sie nicht in der Schule, sondern zu Hause. Unter anderem bekam sie Unterricht in Geschichte, womit wohl auch ihr Interesse für die Politik zusammenhing. Schon in ihrer Jugend hatte sie die Möglichkeit, ins Ausland zu reisen. Als sie später den Bau eines weltberühmten Mausoleums fern der Heimat bewunderte, sagte sie, sie sei bereit zu sterben, wenn sich jemand bereit finden sollte, auf ihrem Grab ein eben solches Monument zu errichten.

4 Sie verkaufte Zeitgeist in Flaschen

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Sie verkaufte Zeitgeist in Flaschen
Ihre Karriere begann, als sie noch nicht ganz dreißig war, und dass sie beginnen konnte, dafür war der Tod ihres Mannes nötig. Sein Vater hatte jenes Unternehmen gegründet, das sie in den fast sechzig Jahren zu Welterfolg bringen sollte, die sie den Gatten überlebte. Ihr Erfolg war umso erstaunlicher, als sie ein Produkt herstellte und vertrieb, das man nicht zu den Grundnahrungsmitteln rechnen kann. Zudem erholte sich der Kontinent zu jener Zeit mühsam von beinahe zwei Jahrzehnten Krieg – der von ihrem Land ausgegangen waren. Dennoch wurde ihre Ware zum Verkaufsschlager gerade im Land des einst größten Feindes – Hauptabsatzmarkt noch Jahre nach ihrem Tod – und schließlich sogar, bis heute, zum Inbegriff von Lebensart und gehobenem Lebensstil. Geschafft hat sie das durch ausgebufftes Marketing, ein Netz von Handelsreisenden, die für sie in alle Welt ausschwärmten. Vor allem aber machten sie erfolgreich Trendsetting, indem sie mehrere Königshöfe für ihr Produkt einnahm. Sie selbst gründete mit großem Erfolg auch eine Bank, die ihre Expansionspolitik finanzieren half. Das Etikett auf den Flaschen mit jenem Kultgetränk hat noch heute die Farbe, die sie ihm gab. Und trägt noch immer ihren Namen. Nur ihren.

5 Ein Perfektionist und Philanthrop

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Ein Perfektionist und Philanthrop
„Ich bringe deine ganze Familie um, wenn du das nicht hinkriegst", brüllte er einen Mitarbeiter an, „ich will, dass das perfekt ist!" Nur eine Filmrolle! Denn er selbst war kein typisch cholerischer Küchenchef. Dafür stand schon sein ungewöhnlicher Werdegang: Als Student verdiente der Autodidakt erstes Geld am Herd, verlegte sich nach dem Bachelor in Politikwissenschaften ganz aufs Kochen. Er reiste zu den besten Chefs der Welt und eröffnete schließlich in seiner Heimatstadt ein Restaurant, das schnell als eines der besten des Landes galt; er schrieb 14 Kochbücher, kochte im Fernsehen, wurde mit Auszeichnungen überhäuft. Doch „nur“ zu kochen war nicht seine Sache. Er orientierte sich am philanthropischen Wirken seines Vorbilds Fernand Point, etablierte eine Stiftung für den Nachwuchs und gehörte zu den ersten Top-Köchen, die Stopfleber verwarfen. Nannte man ihn eine „lebende Legende“, dann antwortete er, was dazu auch sein Lieblingsmusiker Miles Davis gesagt hatte: „Eine Legende ist ein alter Mensch, der berühmt ist, für das, was er getan hat. Ich tue es immer noch." Sein Schlaganfall-Tod mit 54 schockierte die ganze kulinarische Welt.

6 Eine Frau, die vielen schlecht bekam

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Eine Frau, die vielen schlecht bekam
Mit 15 Jahren soll die Gesuchte aus Irland nach New York City gekommen sein. Sie war allein, aber sie konnte kochen. Ihr Pfirsich- Nachtisch soll exquisit gewesen sein – und wirkungsvoll. Zwischen 1900 und 1907 hatte die Gesuchte sieben verschiedene Stellen als Köchin. Das ist vielen Menschen schlecht bekommen. Ein Mädchen hat ihre Küche nicht überlebt. Es sollte nicht das letzte Opfer der Köchin sein, die allerdings nicht wusste, was sie damit zu tun hatte. 1906 fand sie eine Anstellung bei der Familie eines Bankiers. Sie wollten ihren Urlaub außerhalb der Stadt verbringen, erholsam wurde das nicht. Schon nach wenigen Tagen wurde eine der Töchter krank, zwei Dienerinnen fühlten sich wenig später unwohl. Auch die Chefin lag krank danieder. Ihr folgten der Gärtner und eine weitere Tochter. Durch diesen Vorfall wurden die Gesundheitsbehörden auf die Köchin aufmerksam. Sie beschuldigten sie, eine ansteckende Krankheit verbreitet zu haben und wollten sie zu Urin-, Blut- und Stuhlproben überreden. Doch die Köchin wehrte sich. Sie wurde auf eine Insel im East River verbannt. Nach vier Jahren durfte sie gehen, musste aber versprechen, nie wieder als Köchin zu arbeiten. Ein Versprechen, das sie nicht halten konnte. Fünf Jahre später wurden 22 Patienten einer Klinik krank, nachdem eine neue Köchin engagiert worden war. 25 Menschen erkrankten, zwei starben. Sie wurde wieder auf der Insel isoliert und verbrachte dort 30 Jahre, bis sie starb.

7 Ein Verfechter der Opulenz

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Ein Verfechter der Opulenz
Er war ein großer Künstler seiner Zeit – seine Kunst war das Buffet, das Bankett, die Darstellung opulenten Essens in großen und auch kleinen Räumen. Man könnte sagen: großes Theater, aus Marzipan, Zucker, Meringues, Pasteten, Back-und Teigwerk aller Art. Zu den „pièces montées“, die er schuf, gehörte bei einem Riesenbankett gar einmal das Gebäude, in dem es stattfand. Natürlich gehörte auch Gekochtes, Gebratenes und Gesottenes dazu. In der Tradition seines Landes kamen die Gänge eines Mahls gleichzeitig auf den Tisch; die heute übliche Art des Auftragens der Reihe nach kam erst zu seiner Zeit in Mode. Seine Speisen und Menüs waren, nach heutigem Geschmack, üppige Angelegenheiten. Er schuf klassische Suppen – eine sehr berühmte etwa, mit Fisch, für eine irische Schriftstellerin. Seine Spezialität aber waren Saucen – die Klassifizierung mit vier Grundsaucen geht auf ihn zurück (ein Jahrhundert später baute ein Landsmann dieses System dann noch etwas aus). Unter den Edlen, Reichen und Mächtigen seiner Zeit war sein Ruf legendär; nach einem politischen Großereignis, zu dem er als Chef reiste – in der Entourage eines bedeutenden Diplomaten und Genießers – und bei dem offenkundig nicht nur getanzt wurde, war er noch legendärer. „Ein großer Diplomat braucht einen großen Koch, um seine Position halten zu können“, sagte er einmal selbstbewusst. Der Gesuchte gilt als der einflussreichste Autor von Koch- und Küchenbüchern seiner Zeit, das Werk hat enzyklopädischen Charakter. Dass er die bis heute übliche Berufskluft erfunden hat, ist eine gängige Anekdote. Die Ursache seines Todes war wohl nicht untypisch für den Beruf: Ein Biograph jedenfalls nennt schleichende Kohlenmonoxidvergiftung durch das jahrelange Arbeiten in Küchen, in denen mit Holzkohle befeuert wurde.

8 Ein edler Spieler mit Erfindergeist

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Ein edler Spieler mit Erfindungsgeist
Eigentlich ist es kein Gericht – eher eine Zubereitungsart. Aber die kennt man heute auf der ganzen Welt, nicht erst seit der Globalisierung. Wie es zum Namen kam, ob der Namensgeber sie wirklich unter den Umständen erfand, die eine Legende erzählt – man weiß es nicht so genau. Aber die Zubereitung und die Umstände passen ganz gut zusammen. In beiden Fällen ist das Handliche ausschlaggebend; man kann das eine in die eine Hand nehmen und muss das andere nicht aus der anderen Hand legen. Das Kartenspiel wird bis heute gepflegt, sehr gern im Land des Gesuchten, und der soll es so gern und vor allem so ausdauernd gespielt haben, dass er zum richtigen Essen keine Zeit hatte – und sich wohl auch die Finger nicht fettig machen wollte. Die „Erfindung“ ist aber nur die edle Variante dessen, was es schon viel, viel länger gegeben hat. Denn er war von Adel (und zwar der vierte in der Reihe mit dem Titel, um den es geht). Bei uns hat die Zubereitungsart, bei der es nicht zuletzt auf die Mitte ankommt, einen ganz profanen Namen. Sie ist allerdings meist auch etwas derber als die feine englische Art, die es seit dem 18.Jahrhundert gibt. Zu den klassischen Varianten gehört jene mit Salatgurke.

9 Singvögeln und Sängerinnen verfallen

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Singvögeln und Sängerinnen verfallen
Den Ruf, ein wahrer Feinschmecker zu sein, erarbeitete er sich von Kindesbeinen an. Als Sechsjähriger soll er sich in den Sakristeien seiner Heimatstadt am Messwein gütlich getan haben. Darin wurde später ein erstes Anzeichen seiner unbestechlichen Kennerschaft Küche und Keller betreffend gesehen. Das Essen und dort vor allem die Erfindung neuer Kompositionen sollte das Leben dieses stattlichen Genießers länger begleiten als seine eigentliche Profession. Der entsagte er früh. Manche behaupten, er aß so viel, um die innere Leere auszufüllen. Bekannt ist, dass er sich bei beruflichen Misserfolgen (die er als Superstar seiner Zeit nicht allzu häufig erleiden musste) in die Kreation neuer Speisen stürzte, die er gerne großzügig mit Trüffeln würzte. Seinen Freunden schickte er ausgiebige kulinarische Aufzeichnungen. Die größten Pariser Köche und Konditoren widmeten ihm Rezepte, von denen eines durchaus noch klassische Karten zieren kann. Seine Leibspeisen waren üppig, manche sind heute verboten. Singvögel gehören längst in keine Pastete mehr. Unser Genießer konnte nicht von ihnen lassen – von Sängerinnen, bevorzugt tieferen Registers, auch nicht. Er war ein großer Gastgeber, den Indigestionen und Depressionen im Alter nicht verschonten. Im 77. Jahr gab er den Löffel ab.

10 Eine Frau mit pädagogischem Auftrag

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Ein Frau mit pädagogischem Auftrag
In ihrem Land wird gern gegessen und auch weltweit wird seine Küche geschätzt. Desto eigenartiger, dass sie im Ausland eine große Unbekannte geblieben ist, hat sie doch Generationen ihrer Landsleute das tägliche Kochen beigebracht. Ihr Hauptwerk ist eine Art Bibel der Hausfrau - dass es inzwischen auch emanzipierte Männer anleitet, hätte sie womöglich nicht einmal gut geheißen – und wird bis heute vor allem im Frühling verkauft. Da wird schließlich gern geheiratet. Kaum eine Küche ihres Landes, in der es nicht im Regal steht und dekretiert, dass Zubereitung X lediglich „ein Nichts“ von Gewürz brauche oder die Beinscheiben, zu Ende geschmurgelt, „eine schöne blonde Farbe“ haben sollten. All diese Eigenwilligkeiten sind geblieben, kleine Hymnen an die Regierung, die sie noch in die erste Ausgabe einfügte, tilgte der Verlag später wohlweislich. Auch die Formulierung „...und lassen Sie sofort auftragen“ wurde durch „tragen Sie sofort auf“ ersetzt. Als sie nämlich 1973 starb, gab es jene Frauen der oberen Mittelschicht nicht mehr, für die sie einst geschrieben hatte, solche „die zwar ein Dienstmädchen hatten, aber sich keine Köchin leisten konnten“. Auf einen viel berühmteren Landsmann und Gastrosophen blickte sie übrigens zeitlebens mit Verachtung. Der Herr sei „der Hausheilige aller Familien, die nicht kochen können“.

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