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Berlin: Erst entgiften, dann behandeln In Friedrichhain wurde für ABC-Alarm geübt

Das Szenario: Ein mit Chlorgas beladener Laster hatte in der Innenstadt Berlins einen Unfall. Mehrere Menschen wurden durch die ausgetretenen giftigen Stoffe verletzt.

Das Szenario: Ein mit Chlorgas beladener Laster hatte in der Innenstadt Berlins einen Unfall. Mehrere Menschen wurden durch die ausgetretenen giftigen Stoffe verletzt. Im Vivantes-Klinikum im Friedrichshain ist gestern für genau solch ein „ABC-Schadensereignis“, also einen Unfall mit atomaren, biologischen oder chemischen Stoffen, geübt worden. Dabei ging es vor allem darum, die betroffenen Menschen vor der Klinik von den Giftstoffen zu säubern, also zu dekontaminieren: Das ist für eine anschließende Behandlung nötig, damit nicht auch noch Klinikpersonal und andere Patienten verseucht werden. Genau dies war 1995 bei dem Giftgasanschlag auf die U-Bahn in Tokio passiert.

Auch mit Blick auf die Fußball-WM im Juni und Juli will Berlin auf alle Katastrophenfälle vorbereitet sein. Daher wurden für die Krankenhäuser zwölf ABC-Spezialschutzanzüge angeschafft. Bislang hat man diese Vollschutzanzüge auf die sechs Unfallschwerpunkt-Krankenhäuser (UKB Marzahn, Klinikum Friedrichshain, Klinikum Neukölln, Charité, Helios Klinikum Buch und Benjamin-Franklin-Krankenhaus) verteilt, wie Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) mitteilte, die ebenfalls an der Übung teilnahm. Insgesamt 38 Berliner Krankenhäuser sollen nach ihren Angaben in den nächsten fünf Jahren mit einer entsprechenden Schutzausrüstung ausgestattet werden. Bis zu zweieinhalb Millionen Euro will die Gesundheitsverwaltung für diese ABC-Notfallvorsorge ausgeben.

Das Klinikum im Friedrichshain gilt als Pilot-Krankenhaus. Deshalb fand die gestrige Notfallübung für einen ABC-Schadensfall, die erste dieser Art, auch hier statt. Nachdem der Giftgas-Unfall in der Leitstelle des Klinikums bekannt gemacht worden war, dauerte es nur etwas über anderteinhalb Minuten, bis die Helfer vor dem Klinikum das Dekontaminationszelt aufgebaut hatten. Schüler spielten die Verletzten. Mit Hustenanfällen und lauten „Mir brennen die Augen“-Schreien standen sie vor den Helfern in gelben Vollschutzanzügen, um sich versorgen zu lassen. Im Zelt wurden den Verletzten erst einmal Wertsachen und Schmuck abgenommen. Dann zogen die Unfallopfer ihre Kleidung aus, die Helfer in einen luftundurchlässigen Plastiksack steckten. Anschließend kam die Reinigung: In einem Gebäude hinter dem Zelt – dem Bäderbereich der physikalischen Therapie – wurden die Unfallopfer mit einer Spezialdesinfektionslösung abgeduscht. „Jetzt, wo die Verletzten von den Giftstoffen gereinigt sind, können wir mit der Behandlung beginnen, ohne dass die Schadstoffe in die Klinik transportiert werden“, erklärte ein leitender Arzt.

Die gestrige Übung werde ausgewertet, um anhand der Erkenntnisse „die optimale und einheitliche Ausstattung der Berliner Kliniken sicherzustellen“, sagte Knake-Werner. tabu

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