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Eine Zeit lang hockte sie ohne Kopf, dann wurde die rassistische Statue beseitigt. 

© John MacDougall/AFP

Erst geköpft, dann entfernt – und nun?: Rassistische Berliner Statue wird vorerst nicht ausgestellt

Im Juni wurde der Steinfigur der Kopf abgeschlagen. Sie sollte in einer Ausstellung in Spandau gezeigt werden. Doch der Kulturstadtrat entschied dagegen. 

Wohin mit einer rassistischen und geköpften Statue? Die „Hockende N….“ wurde 1985 in einem Park in Zehlendorf aufgestellt. Nicht nur der Titel, in dem das N-Wort ausgeschrieben wird, ist rassistisch. Ihr Schöpfer, der Bildhauer Arminius Hasemann, war überzeugter Nationalsozialist. Als Kulturwart der NSDAP organisierte er die Künstlerschaft in Zehlendorf. Weitere Skulpturen von Hasemann wurden beispielsweise im Zoo Berlin aufgestellt.

Vergangenes Jahr hatten die Grünen in Zehlendorf die Entfernung der Statue gefordert. Die schwarze Frau sei „affenartig und einfältig“ dargestellt. Im Juni schlugen Unbekannte der Figur den Kopf ab und übermalten das N-Wort mit Farbe. Am Dienstag wurde sie dann vom Bezirksamt aus dem Park entfernt.

Viele entfernte Statuen landen in der Zitadelle Spandau. Dort hat die Ausstellung „Enthüllt – Berlin und seine Denkmäler“ eigentlich viel Platz. Museumschefin Urte Evert war auch bereit, die Hockende auszustellen.

„Durch den Vandalismus wurde die Kunst im öffentlichen Raum zum politisches Denkmal“, sagt sie. Sie hätte die Statue gezeigt und kontextuell eingeordnet.

Doch es handelt sich um ein bezirkliches Museum, die oberste Entscheidung obliegt Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU). Und dieser entschied sich dagegen. Sein Büro teilte mit, die Skulptur passe nicht in das Ausstellungskonzept.

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„Es handelte sich um Kunst im öffentlichen Raum, deren Umwandlung in ein politisches Denkmal durch Vandalismus erst diskutiert werden muss“, erklärte Hankes Sprecher. Innerhalb des Spandauer Bezirksamts gebe es  noch keine abschließende Entscheidung, ob das Objekt ausgestellt werden soll.

„Wir müssen einen Umgang dafür finden“

Tahir Della von der Initiative Schwarzer Menschen begrüßt die Entscheidung des Bezirksamts Spandau zwar, findet aber, man müsse etwas mit der Statue machen. „Einfach nur zeigen ohne Konzept, macht jedoch keinen Sinn“, sagt er.

Man solle sich fragen, was man den Betrachtern damit zeigen möchte. Er stünde für Gespräche bereit, aber noch habe es kein Angebot vom Bezirksamt gegeben. Auch eine Infotafel vor Ort in Zehlendorf würde Della begrüßen. Vernichten würde Della das Objekt nicht. „Wir müssen einen Umgang dafür finden.“

Derzeit befindet sich die Statue in einer bezirksamtseigenen Garage in der Hohenzollernstraße. Ihr Kopf ist noch nicht wieder aufgetaucht.

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