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Heute Kinder, wird’s was geben. Bevor es abends zum Bundespresseball ging, illuminierten Bundespräsident Christian Wulff und seine Ehefrau Bettina vor dem Schloss Bellevue ihren Weihnachtsbaum. Kinder der katholischen St.-Paulus-Schule aus Moabit waren auch mit dabei. Die präsidiale Nordmanntanne stammt aus einem Privatforst bei Bremen.Foto: Oliver Lang/dapd

© dapd

Berlin: Erst unter den Baum, dann aufs Parkett

Angeführt vom Bundespräsidentenpaar tanzt die Politprominenz auf dem Bundespresseball im Zeichen einer neuen Lust am Luxus

Für Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina hat der Bundespresseball eine ganz besondere Bedeutung. Das liegt nicht so sehr an dem Eröffnungswalzer, der eigens komponiert wurde und an diesem Abend eine Welturaufführung erleben sollte. Wenn sie umweht von Blitzlichtern und den Blicken der anderen Gäste als erstes Paar des Landes über den roten Teppich schreiten, gehen ihre Gedanken vielleicht zurück zum Bundespresseball vor vier Jahren. Da waren sie zum ersten und bislang einzigen Mal zusammen da. Der damals noch mit einer anderen Frau verheiratete niedersächsische Ministerpräsident nutzte den viel beachteten Ball, um seine junge Liebe auf dem Parkett der bundespolitischen Gesellschaft offiziell einzuführen. Eine so glanzvolle Rückkehr nach so kurzer Zeit, inzwischen als Eltern eines kleinen Kindes, hätten sich die beiden damals sicher nicht vorgestellt. So sehen liberale Märchen aus.

Der Tradition entsprechend sollte der Bundespräsident den ersten Walzer mit Ursula Gößling, der Frau des Vorsitzenden der Bundespressekonferenz tanzen. Werner Gößling sollte Bettina Wulff aufs Parkett führen. Für Gößling und seine Frau sollte es der achte und letzte Ball in dieser herausgehobenen Funktion sein. Um sich nicht unnötig unter Stress zu setzen, hatten sie den neuen Walzer zu Hause miteinander geübt und auch dem Bundespräsidenten und seiner Frau eine Aufnahme zur Verfügung gestellt. „Wir haben einen Ball mit Johannes Rau erlebt, sechs mit Horst Köhler und nun noch einen mit dem neuen Bundespräsidenten, da wollten wir uns jetzt nicht noch mal verrückt machen lassen“, sagte Werner Gößling.

„Motivationen“ lautete das Motto im Nachkrisenjahr und für diejenigen, die nicht genug Small Talk im Gepäck hatten, wurde eigens eine Media-Wand installiert, die mit Stichworten Anreize gab, über das Motto zu diskutieren. Spektakulär waren auch die Dekorationen.

Der Ball trug Schwarz, und das sah im Interconti in der Budapester Straße sehr edel aus. Schwarz gedeckte Tische im Saal Potsdam, schwarzer Teppichboden, schwarze Servietten und ballförmige Blumengestecke, die derart kunstvoll ausgeleuchtet waren, dass sie über den Tischen zu schweben schienen. Die Event-Designer Kaluza und Schmidt hatten eigens zu diesem Anlass eine fußballfeldgroße Fläche Teppichboden verlegt. Schwarz hatten sie passend zum Ende der Krise als Farbe des materiellen Luxus ausgewählt und mit energiegeladenen Farben wie Pink, Rot und Orange kombiniert, um „den coolsten und progressivsten Bundespresseball zu präsentieren, den Berlin bislang gesehen hat.“

Am Tisch des Bundespräsidenten waren unter anderen US-Botschafter Philip Murphy und Frau Tammy sowie die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages Katrin Göring-Eckardt mit Michael Göring platziert.

Bundeskanzlerin Angela Merkel bleibt dem Ball zwar auch schon fast traditionell fern. Eine Puppe zeigte sie aber an der Ziehharmonika. Zugesagt hatten die Minister Rainer Brüderle, Dirk Niebel, Peter Ramsauer, Philip Rösler, die Grünen-Vorsitzenden Cem Özdemir und Claudia Roth und vor allem viele Chefredakteure und Geschäftsführer von Zeitungen und Zeitschriften aus dem ganzen Land. Die Wirtschaft hatte sich unter anderem in Gestalt von Vorstandsvorsitzenden wie Carsten Maschmeyer von der Maschmeyer-Rürup AG, Hartmut Ostrowski von Bertelsmann Hans-Peter Villis von EnBW angekündigt. Auch die Botschafter Mexikos, Francisco Diaz, der Schweiz, Tim Guldimann, Großbritanniens, Simon McDonald, und Polens, Marek Prawda, wollten mittanzen.

Rund 2500 Teilnehmer hatte der Ball. Flanierkarten kosteten 350 Euro, für 590 Euro gab es Sitzplätze im Saal und ein viergängiges Gourmetmenü aus der Sterne-Küche von Thomas Kammeier. Von den viereckigen schwarzen Tellern sollten sich beim ersten Gang weiß die Jakobsmuscheln abheben und im zweiten Gang Atlantik Steinbutt folgen. Brandenburger Ente mit Wirsing und Balsamico-Kirschen sollte als Hauptgericht serviert werden und als letzte Stärkung für die lange Tanznacht war ein Schokoladentraum mit Passionsfrucht und Nougat vorgesehen. So edle Kalorien durften mit entsprechend hochkarätiger Musik wieder abgetanzt werden. Spielen sollten unter anderem „Ich+Ich“ und die Partyband „Smile“.

Auch die Sicherheit war ein Thema. Aber das war für Bundespresseball-Geschäftsführer Alfred Gertler nichts Neues: „Wir hatten immer Sicherheitsstufe 1.“

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