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Berlin: Erste Hilfe für die Love Parade

Die Diskussion über die Zukunft der weltgrößten Technoparty ist eröffnet. Schuld daran ist der Rückgang der Besucherzahl bei der Love Parade.

Die Diskussion über die Zukunft der weltgrößten Technoparty ist eröffnet. Schuld daran ist der Rückgang der Besucherzahl bei der Love Parade. „Die Parade hat ihren Zenit überschritten“, sagte Berlins Tourismus-Chef Hanns Peter Nerger am Sonntag. Tags zuvor waren weit weniger als die erwartete Million Raver durch den Tiergarten getanzt.

Die Veranstalter widersprachen den Skeptikern allerdings vehement. Statt der am Sonnabend von der Polizei gezählten 500 000 Besucher seien es rund 750 000 gewesen, erklärte Organisator Ralf Regitz von der Firma Planetcom am Sonntag bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Polizei. Die Ordnungshüter korrigierten ihre ursprüngliche Zahl nach oben und sprechen jetzt von 600 000 bis 700 000 Besuchern.

Regitz bewertete die 14. Love Parade als „Riesenerfolg“ und „runde Sache“. Dass weniger Raver zur Love Parade gekommen sind als im vergangenen Jahr – damals wurden etwa 800 000 gezählt – begründet der Organisator mit der schlechten gesamtwirtschaftlichen Lage und mit Berichten über mögliche Terrorattentate. „Uns ist es aber egal, ob eine halbe oder eine Million kommen. Wir wollen keinen Gigantismus“, sagte Regitz.

Zu den finanziellen Verlusten wollte sich der Geschäftsführer nur vage äußern: „Es sind weniger als im vergangenen Jahr, etwas unter der schwarzen Null.“ Vor einem Jahr hatten die Veranstalter verkündet, die Parade sei finanziell „desaströs“ verlaufen. Die Kosten von rund zwei Millionen Euro seien nur teilweise durch Sponsoren gedeckt gewesen. Unter dem Strich habe es 2001 ein Defizit von rund 750 000 Euro gegeben. Einer der Gründe dürfte das seit langem sinkende Interesse großer Sponsoren an dem Spektakel sein. Vielen ist die Parade nicht mehr innovativ und werbewirksam genug. Konzerne wie Coca-Cola, T-Mobil und Zigarettenhersteller, aber auch Fernsehsender wie MTV, Viva oder RTL II zeigen immer weniger Interesse. Außerdem gibt es längst auch innerhalb der Techno-Szene Kritik an der zunehmenden Kommerzialisierung. Vor allem die in die Jahre gekommenen Raver meiden die Parade inzwischen.

Am Konzept der Love Parade wollen die Veranstalter trotzdem nichts ändern. „Wir haben aber die Schubladen voller zusätzlicher Ideen, die wir umsetzen wollen“, sagte Ralf Regitz gestern. Der nächste Umzug soll am 12. Juli 2003 stattfinden.

Eine positive Bilanz zog neben Regitz auch Polizeisprecher Peter Daube. Zwar gab es 176 Festnahmen vor allem wegen Drogendelikten sowie wegen Raub- und Gewalttaten. Das liege aber noch im normalen Rahmen für eine derartige Massenveranstaltung.

Nach Ansicht von Tourismus-Werber Nerger sind die großen Zeiten der Parade schlicht vorbei. Die Veranstaltung kranke an ihrer mangelnden Fortentwicklung. „Es sind seit 14 Jahren die gleichen Inhalte.“ Das sieht auch Karl Weißenborn vom Hotel- und Gaststättenverband so: „Die Parade hat wie jedes Produkt einen Zyklus. Der Höhepunkt ist vorbei.“ Außerdem habe der Umzug längst seinen Monopolstatus verloren: „Christopher Street Day und Karneval der Kulturen sind zu ernsthaften Konkurrenten geworden.“

Zu spüren bekamen das auch Berlins Hoteliers: Ihre Auslastung lag Weißenborn zufolge etwa 15 Prozent unter der des Vorjahres. Auch die Bahn litt unter dem Rückgang: 200 000 Raver kamen mit Sonderzügen nach Berlin, 80 000 weniger als im Vorjahr. In den preisgünstigeren Unterkünften war von einem Rückgang hingegen nichts zu merken. „Wir sind übervoll und mussten zusätzlich ein paar Zelte im Garten aufstellen“, hieß es in der Jugendherberge in der Schöneberger Kluckstraße. tabu / kt / oew / lvt

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