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Armin Fuhrer, 54 Jahre, Erstwähler 1983.

© Tsp

Erste Wahl 1983: Die Angst vor der Bombe

Berlinerinnen und Berliner erzählen von ihrer ersten Wahl. Der 54-Jährige Armin Fuhrer erinnert sich an eine aufgeheizte und bedrohliche Zeit.

Mein Name ist Armin Fuhrer, ich bin 1963 geboren, durfte das erste Mal 1983 wählen, und ich lebe inzwischen seit 23 Jahren in Berlin.

Ich war sehr früh politisiert, habe mich für Politik interessiert, schon mit 15 oder 16 Jahren. Ich war ganz erpicht darauf, endlich wählen gehen zu dürfen. Und ich muss sagen, das war für mich schon ein besonderer Tag.

Ich hatte es nicht sehr weit zu meinem Wahllokal, das ich gut kannte, weil es nämlich das Gymnasium war, auf das ich damals ging. Ich bin am Vormittag mit meinen Eltern und meiner Schwester gemeinsam hingegangen, wir haben alle gewählt und anschließend einen Spaziergang gemacht.

Eine sehr aufgeheizte Zeit

Es war eine sehr aufgeheizte Zeit, es gab viele Großdemonstrationen, zudem kamen die Grünen gerade auf, die dann 1983 das erste Mal in den Bundestag eingezogen sind. Aber in dem Jahr wären sie für mich schon nicht mehr wählbar gewesen. Weil ich vor allen Dingen der Ansicht war, dass Helmut Schmidt recht hatte mit dem Nato-Doppelbeschluss. Das war eine andere Zeit, Ost-West-Konflikt, Kalter Krieg. Man fühlte sich bedroht, hatte Angst vor der Bombe.

Macht zu viel Zufriedenheit träge?

Dann war Helmut Kohl ein Mann, der die Leute polarisiert hat, man war entweder gegen ihn oder für ihn. Das ist heute bei Angela Merkel anders. Sie hat zwar eine Zeit lang durch die Flüchtlingskrise viel Hass auf sich gezogen, aber ich glaube, das hat sich in der Zwischenzeit wieder gelegt.

Viele Leute haben in Deutschland das Gefühl, es läuft. Die Wirtschaft boomt, die Leute sind irgendwie zufrieden, das macht träge.

"Ich halte es für eminent wichtig, dass man heute wählen geht."

Wen ich wähle, habe ich offen gestanden noch nicht endgültig entschieden. Es gibt einige Parteien, die ich ausschließen kann, das sind bei mir die Linke und die AfD, auch mit den Grünen tue ich mich sehr schwer, hoffe aber andererseits auf eine schwarz-grüne Bundesregierung.

Ich halte es für eminent wichtig, dass man heute wählen geht. Das hat nichts damit zu tun, dass man die Parteien vielleicht langweilig findet. Parteien sind nicht dazu da, die Leute zu entertainen. Man kann sich meiner Ansicht nach nicht der Wahl enthalten und sagen, heute ist aber schönes Wetter, da gehe ich lieber ins Strandbad, und sich dann vier Jahre lang über die Politik echauffieren.

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Das gilt auch, wenn jetzt SPD-Anhänger bei der Bundestagswahl sagen werden, der Schulz hat eh verloren, wir müssen gar nicht hingehen. Das ist falsch. Denn erstens wissen wir erst am Wahlabend, ob Schulz tatsächlich verloren hat, und zweitens ist das die Möglichkeit, alle vier Jahre einmal bei der Bundestagswahl zu zeigen, was man gerne möchte.

Aufgezeichnet von Christian Vooren

Die Videointerviews mit allen befragten Erstwählern sowie Grafiken, Analysen und Wahlplakate zu jeder Wahl finden Sie in unserem Projekt "Erste Wahl: Zeitreise durch die Bundestagswahlen", das in Zusammenarbeit mit Philipp Bock und Lisa Charlotte Rost von Tagesspiegel Data entstanden ist. Dieses Projekt sowie Umfragen, Kieztouren durch Berlin, eine Kandidatenbank und vieles mehr zur Bundestagswahl finden Sie in unserem Wahl-Spezial.

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