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Die Hausotter-Grundschule in Reinickendorf.

© Kai-Uwe Heinrich

Nach dem Tod einer Schülerin: Die Schule, die alles richtig machen will

Vor einem Jahr nahm sich eine 11-jährige Grundschülerin das Leben. An der Reinickendorfer Hausotter-Schule wurde seitdem ein großes Hilfesystem aufgebaut.

Das „Willkommen!“ auf der Homepage der Hausotter-Schule wirkt fröhlich. Auf türkisem Grund wird der Besucher begrüßt. Aber bevor er weiterliest, stellt sich ihm ein grau unterlegtes Bild mit weißen Flügeln und vielen Sternen in den Weg: „Am 29. Januar 2019 jährt sich der Todestag unserer Schülerin zum ersten Mal. Die Hausotter-Schule bittet deshalb um einen respektvollen Umgang mit der Situation. Für eventuelle Fragen stehen wir nicht zur Verfügung.“ Doch gern könne man sich an die Schulaufsicht wenden.

Die Schulaufsicht spielt tatsächlich eine große Rolle bei der Aufarbeitung des Geschehens. Zwar wird aus Rücksicht auf die Trauernden weiterhin nichts über die näheren Zusammenhänge des Todes berichtet. Aber es wird viel dafür getan, die Schule nach innen zu stärken, damit sie ihren Schülern besser helfen kann.

Die neue Stärke zieht die Schule aus zwei Ressourcen: Personal und Konzepte. Zum Personal ist zu erfahren, dass die – zwischenzeitlich erkrankte – Schulleitung wieder „in vollem Umfang im Dienst ist“, wie Jürgen Hohnke von der Schulaufsicht Reinickendorf auf Anfrage mitteilte.

Zudem gibt es jetzt eine Verwaltungsleitung, und es können statt eines Lehrers eine Psychologin sowie zwei pädagogische Unterrichtshilfen eingestellt werden. In Bezug auf die Konzepte verfährt die Schule mehrgleisig. Ein Schwerpunkt liegt auf der Anti-Mobbing-Arbeit.

Ein Jahr danach. Die Hausotter-Schule möchte nicht befragt werden.
Ein Jahr danach. Die Hausotter-Schule möchte nicht befragt werden.

© sve

Zwar wurden die Hintergründe des Suizids der Elfjährigen nicht kommuniziert. Fest steht aber seit den Schulinspektionen 2013/15, dass das soziale Miteinander an der Schule nicht funktionierte.

Diesem Befund aus der Zeit des früheren Schulleiters wird seit dem 29. Januar 2019 vielgleisig begegnet. Hier nennt der Koordinator für die schulische Prävention im Bezirk, Reimer Siemsen, beispielhaft das Landesprogramm gegen Gewalt an Berliner Schulen, aus dem 2020 schwerpunktmäßig Mittel in sechs Schulen, darunter die Hausotter-Schule, fließen.

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„Es geht um Prävention und Intervention“, erläutert Siemsen. Wer ihn fragt, warum das Landesprogramm hier eingesetzt wird, bekommt die Antwort: „Weil Mobbing Gewalt ist“. Finanziert werden aus dem Programm das Präventionsangebot „Fairplayer“ sowie das Interventionsangebot „Contigo“ des Anti-Mobbing-Fibel-Verfassers Walter Taglieber.

Das Reinickendorfer Sozialunternehmen „Beteiligungsfüchse“ ist zudem dabei, der Schule bei der Weiterentwicklung eines Schülerparlaments und Klassenrates zu unterstützen. Aber auch das ist noch nicht alles: Die Schule ist auf dem Weg zur „Musikalischen Grundschule“ und bekommt aus einem Sonderprogramm zwei weitere Schulsozialarbeiterstellen.

Haben Sie dunkle Gedanken? Wenn es Ihnen nicht gut geht oder Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, versuchen Sie, mit anderen Menschen darüber zu sprechen. Das können Freunde oder Verwandte sein. Es gibt aber auch eine Vielzahl von Hilfsangeboten, bei denen Sie sich melden können.

Der Berliner Krisendienst ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern variieren nach Bezirk, die richtige Durchwahl für Ihren Bezirk finden Sie hier.

Weiterhin gibt es von der Telefonseelsorge das Angebot eines Hilfe-Chats. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer E-Mail-Beratung. Die Anmeldung erfolgt – ebenfalls anonym und kostenlos – auf der Webseite. Informationen finden Sie unter: www.telefonseelsorge.de

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