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Berlin: Es begann wie eine Grippe, kurz darauf war Domenick tot

Der elfjährige Junge starb an Meningitis. Die Direktorin sperrte ihre Schule auf eigene Faust – das Amt informierte erst später über den Fall

Von

Von Ingo Bach

und Sandra Dassler

Die Mutter wusste zunächst nur einen Rat: Ab ins Bett! Denn alles deutete darauf hin, dass ihr elfjähriger Sohn eine Grippe ausbrütete. Hohes Fieber, Übelkeit, allgemeines Unwohlsein. Stunden später war Domenick tot, obwohl ihn seine Eltern noch in der Nacht ins Krankenhaus brachten, weil das Fieber immer höher s tieg und Hautblutungen hinzukamen. Trotz sofortiger Intensivbehandlung starb der Junge am Freitag um 2 Uhr 40 im Spandauer Waldkrankenhaus an einer Hirnhautentzündung.

Die endgültige Diagnose steht noch aus, doch bei den festgestellten Symptomen könne man sicher sein, dass es sich um eine bakterielle Meningokokken-Meningitis handele, sagte der Spandauer Amtsarzt Christian Richter dem Tagesspiegel.

Domenick besuchte die vierte Klasse der Mary-Poppins-Grundschule im Spandauer Ortsteil Gatow. Die Mutter informierte am Freitagmorgen die Schulleiterin, die noch vor Unterrichtsbeginn die Schule schloss. Auch die zwei Jahre jüngere Schwester von Domenick besucht dort die dritte Klasse. Bisher zeige sie keine Krankheitssymptome, sagte Amtsarzt Richter.

So wie die Schwester wurden alle Kinder, die Kontakt zu dem infizierten Jungen hatten, zum Arzt geschickt. Dort wurden sie vorbeugend mit Antibiotika behandelt. Hunderte besorgter Eltern bevölkerten am Freitag mit ihren Kindern die Notaufnahme des Waldkrankenhauses und die umliegenden Kinderarztpraxen.

Um 8.30 Uhr habe man vom Waldkrankenhaus die Information erhalten, dass es einen Todesfall mit Meningitisverdacht gebe, sagte der Amtsarzt. „Wir haben dann mit der Mutter Kontakt aufgenommen und anschließend die Schule informiert.“ Die Schulleiterin hatte nach Rücksprache mit dem Krankenhaus aber schon vorsorglich die Schule geschlossen. Amtsarzt Richter: „Wir hätten nur die betroffene Klasse gesperrt.“

Viele Eltern finden die Entscheidung der Schulleiterin absolut richtig. Sie fragen sich, wieso die Direktorin erst von der Mutter des Jungen erfahren hat, dass er an einer ansteckenden Krankheit gestorben war, und nicht vom zuständigen Amt. Das Krankenhaus, so heißt es, hätte früher die Gesundheitsbehörde und diese dann die Schule informieren müssen. „Da stimmt doch etwas im System nicht“, sagt Anette Beuttner, deren Tochter in die Parallelklasse von Domenick geht: „Es ist bewundernswert, dass eine Mutter in dieser Situation daran gedacht hat, die Schule zu informieren. Aber was wäre sonst geschehen? Und was, wenn es sich um eine andere Krankheit wie beispielsweise Pocken gehandelt hätte?“

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