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Berlin: Es bleibt die Furcht vor Kündigungen

Nestlé ist nur ein Beispiel von vielen: Immer wieder gab es in diesem Jahr Meldungen von Werksschließungen und Verlagerungen

In der vergangenen Woche erreichte die Berliner Wirtschaft erneut eine schlechte Nachricht: Der Nestlé-Konzern will die Schokoladenfabrik in Tempelhof zum Ende des nächsten Jahres schließen. 470 Arbeitsplätze fallen weg. Ein weiterer Tiefschlag für eine Stadt mit einer Arbeitslosenquote von 16,9 Prozent, die in diesem Jahr immer wieder Meldungen von geplanten Produktionsverlagerungen oder Schließungen zu verkraften hatte. Noch gibt Wirtschaftssenator Harald Wolf (PDS) die Hoffnung nicht auf, das Werk halten zu können. Er habe sofort an den Vorstand in Frankfurt geschrieben mit dem Ziel, die Konzernentscheidung ändern zu können, sagte Wolfs Sprecher Christoph Lang. Man werde aktiv, sobald es erste Anzeichen für massiven Arbeitsplatzabbau gebe. „Das ist ganz normales Tagesgeschäft“, sagte Lang. Manche Unternehmensentscheidungen ließen sich aber nicht ändern: „Das ist eben Marktwirtschaft.“

Etwa im Fall des Getränkeherstellers Spreequell, der zum Konzern Brau und Brunnen gehört. Bereits wenige Wochen nach der Bildung des rot-roten Senats hatte Spreequell angekündigt, seine Produktion ab Frühjahr 2003 nach Brandenburg zu verlegen. Die Bemühungen des damaligen PDS-Wirtschaftssenators Gregor Gysi scheiterten, die Wasserabfüllung in der Stadt zu halten. Lediglich die Verwaltung bleibt in Berlin; der Großteil der insgesamt rund 100 Arbeitsplätze fällt damit weg. Beim Bosch-Siemens-Hausgerätewerk in Spandau etwa oder bei Alcatel fürchtet man nach wie vor, dass etliche hundert Arbeitsplätze abgebaut werden könnten.

Im Dienstleistungsbereich gab es ebenfalls erhebliche Einschnitte. Am deutlichsten wirkt sich das bei der maroden Bankgesellschaft aus: In den letzten 14 Monaten haben rund 1400 Mitarbeiter über Aufhebungsverträge das Unternehmen verlassen. Da dieser Stellenabbau nach dem Sanierungskonzept nicht ausreichend war, konnte auf betriebsbedingte Kündigungen nicht verzichtet werden. 200 weitere Mitarbeiter werden so bis zum Jahresende das Unternehmen verlassen müssen. Insgesamt müssen 4000 der 15 000 Stellen abgebaut werden.

Das Landesarbeitsamt hat sich jetzt darauf eingestellt, wenn Konzerne ihre Standorte in der Stadt aufgeben und Produktionsbereiche schließen. Es hat vor kurzem eine so genannte Task Force ins Leben gerufen, die Großbetriebe beraten soll, wenn dort in großem Umfang Personal abgebaut werden soll. Das Berater-Team will den Unternehmen dabei Alternativen zu Entlassungen zeigen, beispielsweise Qualifizierungsmaßnahmen oder Kurzarbeit.

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