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Berlin: „Es gibt hunderte Mahmouds“

Generalstaatsanwalt Neumann droht jugendlichen Serientätern mit harten Maßnahmen. Ankläger planen eigenes Intensivtäter-Dezernat

Mahmoud, Sawis, Rami – bislang wurden die jugendlichen Serientäter als extreme Einzelfälle gehandelt. Zu Unrecht, sagt Generalstaatsanwalt Dieter Neumann: „Es gibt hunderte.“ Deshalb soll bei der Staatsanwaltschaft eine eigene Abteilung für die Intensivtäter eingerichtet werden. Für die kriminellen Jugendlichen sollen harte Zeiten anbrechen. „Sie müssen glauben: Du darfst nicht mal bei Rot gehen, sonst steht da gleich dein Staatsanwalt!“

Mahmoud (Name geändert) schlug bereits als Kind das erste Mal zu, zog als Jugendlicher wiederholt das Messer – und kam doch immer wieder auf freien Fuß. Neumann sagt, dass Aktenberge und Personalmangel bei der Staatsanwaltschaft solche kriminellen Karrieren erst möglich machten. Man versuche „Ballast in Form von Einstellungen abzuwerfen“ und neige zu Kompromissen. „Das ist ein Akt der Notwehr“, sagt Berlins oberster Ankläger.

Zumindest bei den jugendlichen Straftätern soll sich dies nun ändern, wenn die Abteilung „Intensivtäter“ eingerichtet wird – für Jugendliche, die immer wieder auffällig werden. Täter, bei denen eine deutliche Steigerung der kriminellen Energie zu beobachten ist, etwa von Diebstahl zu Körperverletzung und Raub. Und für alle, die schon als Kinder zugeschlagen haben. Noch seien die Überlegungen nicht abgeschlossen. „Aber ein Intensivtäter sollte immer zum selben Staatsanwalt kommen, der ihn von der ersten Straftat an begleitet“, sagt Neumann – egal, ob es sich um Ladendiebstahl handele, Fahren ohne Führerschein oder Körperverletzung. Auch, wenn der Jugendliche ins Gefängnis gehe, werde er nicht aus den Augen gelassen, damit man sofort reagieren könne, wenn während des Ausgangs oder im Hafturlaub etwas passiert. Die Ankläger sollten eng mit der Polizei, dem Jugendamt, der Schule und den Bewährungshelfern zusammenarbeiten. Neumann fordert ein „hartes und konsequentes Vorgehen“ gegenüber Intensivtätern. Denn Bewährungen empfänden viele der Jugendlichen nicht als Strafe, sondern als „Schwäche des Rechtsstaats“.

Von Polizeipräsident Glietsch hat sich der „General“ eine Liste mit den ersten hundert Namen schicken lassen, „damit wir schon mal anfangen können“. Dass die große Mehrheit ausländischer Herkunft ist, will Neumann nicht bewerten. „Ich kann das als Staatsanwalt nur beobachten.“ Die Erklärung liefert derzeit die Politik. Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) sagt: „Der Konflikt zwischen den traditionellen Werten ihres Heimatlandes mit den in Deutschland vorherrschenden Wertvorstellungen ist häufig dafür verantwortlich, dass sich Eltern und Kinder entfremden und die Gefahr besteht, dass Eltern in der Erziehung resignieren und Kinder in die Kriminalität abrutschen.“ Auch Innensenator Körting (SPD) sagt, dass die ausländischen Eltern Mitverantwortung für die Kriminalität ihrer Kinder tragen. Die Weigerung vieler, sich zu integrieren, fördere die kriminellen Karrieren. Wie berichtet, sucht Schubert jetzt das Gespräch. Am Mittwochabend wollte sie im arabischen Verein „Al-Huleh“ mit ausländischen Eltern diskutieren.

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