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Berlin: Es gibt keine Probleme, nur Lösungen

In den Messehallen rund um den Funkturm geht es schon am frühen Morgen hektisch zu.Tausende von Besuchern der Grünen Woche schieben sich an den bunten Ständen vorbei.

In den Messehallen rund um den Funkturm geht es schon am frühen Morgen hektisch zu.Tausende von Besuchern der Grünen Woche schieben sich an den bunten Ständen vorbei.Aus der einen Ecke dröhnt Blasmusik, aus der anderen kommen lateinamerikanische Klänge, es ist eng und laut und ein bißchen chaotisch.Eine Etage über dem Gewimmel sitzt Hans-Henning Schmidt in seinem Büro.Hier im ersten Stock der Eingangshalle am Hammarskjöldplatz laufen die Fäden zusammen, die das große, bunte Treiben unten in den Hallen steuern.Schmidt ist Projektleiter der Grünen Woche.Der 54jährige Wirtschaftsingenieur und sein siebenköpfiges Team sind dafür zuständig, daß die Massenveranstaltung mit mehr als 1500 Ausstellern und bisher knapp 300 000 Besuchern Tag für Tag weitgehend reibungslos über die Bühne geht.

"Es gibt keine Probleme, es gibt nur Lösungen", ist das Motto des Grüne-Woche-Managers, der seit 20 Jahren bei der Messegesellschaft arbeitet.Das beschreibt seine Arbeit treffend, denn Lösungen muß Schmidt während der zehn Messetage viele finden, für all jene Sorgen, mit denen sich die Aussteller in den 26 Messehallen herumplagen."Kürzlich stritten sich in einer Halle zwei Standleiter darüber, ob die Sonne hereinscheinen soll, oder ob der Raum dunkel bleiben soll", berichtet der grauhaarige Projektleiter mit amüsiertem Unterton."Da habe ich beide mit dem zuständigen Hallenmeister an einen Tisch gebracht, damit sie sich einigen." In einer anderen Halle beschwerten sich Geschäftsleute, daß ihre Verhandlungen vom Krach der Blasmusik am Nachbarstand gestört würden.Wieder mußte Schmidt vermitteln."Manchmal braucht man hier diplomatische Fähigkeiten", sagt er."Es ist nicht immer einfach, eine Lösung zu finden, mit der alle einverstanden sind."

Auch für viele Messe-Besucher ist das Büro von Schmidt eine Anlaufstelle, wenn sie Hilfe brauchen."Hier kommen Leute her, die sich verlaufen haben und ihre Busse nicht wiederfinden, oder Eltern, die ihre Kinder suchen." Einmal standen zwei Männer mit Kleinkindern vor seinem Büro: "Die hatten die Mütter der Kinder auf der Messe kennengelernt, kurz für sie auf die Kinder aufgepaßt.Dann waren die Frauen plötzlich verschwunden, und die Männer standen mit den fremden Kindern alleine da", erinnert Schmidt sich lachend.

Täglich laufen er und seine Mitarbeiter durch die Hallen, reden mit Ausstellern, gucken, ob die Stände korrekt aufgebaut sind und vermitteln bei kleinen Konflikten."Stressig wird es, wenn ich schnell zu einer Halle am anderen Ende muß, und dann vor lauter Besuchern kaum vorankomme." Manchmal wird der Manager gar zum Rausschmeißer: "Ab und zu weigern sich Besucher am Abend, die Hallen zu verlassen und wollen lieber in Ruhe weitertrinken", sagt er schmunzelnd.Dann befördert Schmidt sie auch schon mal gemeinsam mit den Kollegen von der Hallenaufsicht nach draußen.

Die "heiße Phase" ist in diesem Jahr schon vorbei.Das seien die Tage bis zur Eröffnung der Grünen Woche gewesen, sagt Schmidt."Da klingelten hier pausenlos die Telefone, ständig hatten Aussteller Fragen oder baten um Hilfe." Aber auch während der zehn Messe-Tage steht Schmidt ständig unter "euphorischer Spannung", wie er sagt.Und wenn dann am Schluß der letzte Gast die Hallen verlassen hat und die Elektriker und Blumenleute mit dem Abbau beginnen", sagt Schmidt etwas wehmütig, "dann fällt unser ganzes Kartenhaus wieder in sich zusammen."

Auch nach 20 Jahren sei es nicht einfach, mit der "plötzlichen Leere" danach zurechtzukommen."Aber kurz darauf fangen wir mit der Vorbereitung der nächsten Grünen Woche an - und dann geht alles wieder von vorne los."

LARS VON TÖRNE

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