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Berlin: Es gibt noch viel zu erzählen

Christine Kaufmann spielt mit hohem Einsatz. Auch Senta Berger und Hannelore Elsner färben sich die Haare, was man so tun muss, um als Frau auf der Bildfläche zu bleiben und als Schauspielerin jenseits der 40 sowieso.

Christine Kaufmann spielt mit hohem Einsatz. Auch Senta Berger und Hannelore Elsner färben sich die Haare, was man so tun muss, um als Frau auf der Bildfläche zu bleiben und als Schauspielerin jenseits der 40 sowieso. Aber Christine Kaufmann ist diejenige, die mit ihrem Gesicht und ihrem Körper dafür einsteht, dass Frauen auch mit Ende 50 noch jung wirken können. So verkauft sie Bücher zum Thema Schönheit und eine Kosmetiklinie. Hübsch ist sie und zierlich, mädchenhaft auch im Alter von 57 (aus dem sie keinen Hehl macht). Man würde an ein Biedermeierpüppchen denken, wäre da nicht die Lebhaftigkeit, mit der sie von einem Thema zum nächsten hüpft, gestikuliert, lacht. Beim Lachen bleibt die Wangenpartie seltsam starr, doch geliftet ist sie nicht. Das hat einmal eine Zeitschrift behauptet, gegen die hat sie prozessiert. Das stünde ja im Widerspruch zu ihrem ganzen Credo! Sie ist auch gegen Botox, das Muskellähmungsgift mit Kurzzeitwirkung, das sich Frauen in den USA zur Bekämpfung der Fältchen spritzen lassen. Natürliche Verjüngung, so lautet ihre Botschaft. Und sie vertritt sie couragiert. Mit 56 stellte sie sich für Peter Zadek am Wiener Burgtheater fast nackt auf die Bühne. Sie spielte eine Kurtisane, die sich anpreist. „Wenn man sich nackt zeigt und nicht mehr makellos ist, hat das doch etwas Rührendes.“ Dass sie sich das zugestehen kann nach einem Leben in einem Metier, in dem Frauen gar nicht schön und dünn genug sein können, ist wahrscheinlich einer ihrer größten Erfolge. In „beauty guide“ sind die Texte kurzweilig, die Hochglanzfotos wirken, als sei Müßiggang Christine Kaufmanns Hauptbeschäftigung, doch da widerspricht sie heftig. „Ich kann nicht reden mit Leuten, die sich nie sorgen mussten, wie sie die Miete zahlen sollen.“ Dass sie nicht reich ist, manchmal arm war, darauf legt sie den größten Wert. Und ab jetzt schreibt sie keine Schönheitsbücher mehr. Kinderstar mit sieben, den Golden Globe mit 15, vier Ehen – die erste mit Hollywoodstar Tony Curtis –, mit 18 verheiratet, mit 23 geschieden, jahrelang begehrtes Objekt der Boulevardpresse, als Schauspielerin unterfordert. Ihre Memoiren unter dem Titel „Normal müsste man sein“ waren viel zu brav. „Als nächstes schreibe ich eine grimmige Autobiografie.“ Zu erzählen gibt es genug. S.N.

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