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Berlin: Es ist ein offenes Geheimnis: Der Koalitions-Trend in der SPD geht zur CDU

Der Tag nach der Wahl - der Tag des Versteckspiels: Ministerpräsident Stolpe, Landeschef Reiche und Fraktionschef Birthler lassen sich nicht von der vorher vereinbarten Linie abbringen: Mit wem die SPD eine Koalition eingeht, sei offen. Alles hänge von den Sondierungen ab.

Der Tag nach der Wahl - der Tag des Versteckspiels: Ministerpräsident Stolpe, Landeschef Reiche und Fraktionschef Birthler lassen sich nicht von der vorher vereinbarten Linie abbringen: Mit wem die SPD eine Koalition eingeht, sei offen. Alles hänge von den Sondierungen ab. Nicht einmal über bekannte diverse Vorlieben wird mehr gesprochen und früher Gesagtes will man schon nicht mehr wahrhaben. Zum Beispiel Reiche: Seine frühere Feststellung, eine Koalition mit der PDS wäre das falsche Signal, will er nicht getroffen haben. Reiche findet das kein bisschen schizophren: "Wenn ich etwas anderes sagen würde, wäre ich ein Narr." Auch Stolpe-Berater Rainer Speer redet draußen vor der Tür Klartext: "Wenn wir jetzt Prioritäten setzen würden, wären wir Idioten."

Trotzdem ist es ein offenes Geheimnis: Der Trend der SPD geht in Richtung CDU. Eine Mehrheit in der Partei sei dafür, heisst es hinter vorgehaltener Hand. Darunter seien auch die mächtigen SPD-Landräte, die auf Kreisebene fast ausnahmslos mit der Union kooperierten und gute Erfahrungen gemacht hätten. Auch Regine Hildebrandt beteiligt sich am Versteckspiel: Hatte sie noch letzte Woche dementiert, sie ziehe die PDS als Koalitionspartner vor, versucht sie nach den Worten eines SPD-Politikers jetzt hinter den Kulissen "ihre Truppen zu sammeln und Stimmung zu machen".

CDU und PDS halten sich zurück, offenbar wollen sie die SPD nicht verprellen: Schönbohm meldete gestern keine Präferenzen auf bestimmte Ressorts an, was er früher allerdings schon einmal getan hatte,in dem er Justiz und Wirtschaft, eventuell auch Bildung reklamierte. Christdemokraten registrierten aber aufmerksam, dass an Schönbohms Tisch bei der Wahlparty Lothar de Maizière und der Unternehmer Klaus Krone saßen. Die künftigen Minister? Warum war eigentlich Fraktionschef Wolfgang Hackel nicht auf der gestrigen Pressekonferenz Schönbohms dabei, obwohl er bisher als einer der Ministerkandidaten galt? Auch die PDS stellt keine Forderungen, obwohl Lothar Bisky ebenso wie Jörg Schönbohm für ein Ministeramt bereit stünde.

Während sich die möglichen Juniorpartner (noch) gelassen geben, ist die Unruhe in der Landesregierung um so größer: Mindestens drei Ministerien wird die SPD abgeben müssen. Wahrscheinlich werden die Ressorts Umwelt und Landwirtschaft zusammen gelegt, Henne muss gehen. Auch Staatskanzlei-Minister Jürgen Linde gilt als Wackelkandidat. Es spricht auch einiges dafür, dass Stolpe der CDU die Ressorts Justiz und Wirtschaft anbieten könnte. Justizminister Bräutigam hat das Pensionsalter überschritten, das Thema Egenter ist erledigt. Allerdings wird in der SPD auch gemunkelt, dass Stolpe möglicherweise Innenminister Ziel das Justizressort übetragen würde, so dass Schönbohm das Innenressort übernehmen könnte.

Michael Mara

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