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Berlin: Es lohnt sich, das kleine Licht zu suchen Voll war es nicht, aber schön:

Besuch in der Passionskirche

SONNTAGS UM ZEHN

Vor den Lokalen am Marheinekeplatz gab sich gestern Vormittag der Kiez beim Frühstück und dem allsonntäglichen Trödelmarkt ein Stelldichein. Die üblichen Biertrinker hatten die im Schatten stehenden Parkbänke okkupiert – den einen oder anderen vor sich Hindösenden weckte auch das Läuten der Glocken der Passionskirche nicht. An deren Eingang verkündete ein Plakat, dass es im „Kino in der Kirche“ am 1. September um 17 Uhr „Ninotschka“ mit Greta Garbo gibt, vorher Kaffee und Kuchen und alles umsonst.

In der 1908 im Beisein von Prinz Eitel Friedrich eingeweihten Passionskirche war es dann drinnen auch nicht mehr kühl. Die im Gottesdienst als erstes besungene „güldene Sonne voller Freud und Wonne“ heizte längst die dicken Backsteinwände auf. Und lockte gestern wohl auch etliche Gemeindemitglieder lieber zum Baden, als zum üblichen Familiengottesdienst am 2. Sonntag im Monat.

Pfarrer Peter Storck verdross es trotzdem nicht, dass in den Kirchenbänken nur zwei kleine blondzopfige Mädchen die Kleinen aus der Gemeinde vertraten vor Gott sind schließlich auch die Großen Kinder, und denen predigte er gestern, was es bedeutet, wenn es heißt: „Ihr seid das Salz der Erde“ und „Ihr seid das Licht der Welt“.

Kindgemäß hatte sich der Pfarrer darauf vorbereitet. Wie wir zum Licht werden können, das die Welt erhellt, oder zum Salz, das das Fade in ihr genießbar macht, verdeutlichte er mit erlebten Geschichten. Er erzählte von Menschen „wie du und ich“, die allein durch ihr Verhalten, durch Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft oder Verständnis für die Nöte anderer diesen „zum Licht“ wurden oder „zum Salz“.

Als er dann auch noch die kleine Schar der Kirchenbesucher hieß, sich die ausgeteilten Teelichter gegenseitig anzuzünden und dazu den Wunsch auszusprechen: „Du bist das Licht“, wurde aus der mehr zufälligen Gemeinschaft dieses Sonntagvormittags eine andächtige Familie Gottes. Freudig sangen da alle gleich drei Mal das Lied vom kleinen Licht, dass oft heller als die Sonne ist und dass es sich lohnt zu suchen. Denn, „wenn wir vor Gott Licht und Salz sind, können andere etwas davon haben“ – diese Erkenntnis nahm man gestern gern mit heim. hema

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