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Berlin: Es muss nicht immer Grizabella sein

Die Sängerin Angelika Milster über ihren Erfolg mit „Cats“, ihren Spaß am Joggen im Grunewald und ihr neues Album

Es ist ein halbes Leben her, dass Angelika Milster frierend an der Bushaltestelle in Hamburg stand, um zu ihrer ersten Gesangslehrerin zu fahren. Kalt war es da in Hamburg und die Stunde kostete zwei Mark fünfzig. Die Milster schüttelt sich noch jetzt, dabei sitzt sie längst auf einem weichen Sofa im Kempinski. Aber gelohnt hat es sich doch, denn nicht viel später wurde sie die „Grizabella“ im Musical „Cats“ in Wien. Dort sang sie Andrew Lloyd Webbers „Erinnerung“ so eindringlich, dass man den Song nicht mehr vergessen konnte. Selbst wenn man wollte. Und Milsters echte Katze lief von nun an an einer Leine neben der Sängerin her, auf dem Flughafen immer neben den Koffern, und ist vor lauter Stolz 24 Jahre alt geworden.

Am 11. November wird die Milster im Friedrichstadtpalast von 70 Musikern begleitet ein Konzert geben – und ihr neues Album „milster.“ vorstellen. Da kann man hören, dass sie seit „Cats“ viel Neues probiert hat. Aber die Vorbereitung der Sängerin, die sich übrigens sicher ist, „als Mann wär’ ich Tenor“, fängt viel früher an: Seit einem Jahr joggt sie morgens im Grunewald, versucht dann per Meditation das Denken einzustellen – „schwierig, bei einem temperamentvollen Menschen wie mir.“ Nur mit ihrer Stimme, da macht sie keinen großen Heckmeck. Wenn sie auf Tour ist, muss sie im Auto hinten sitzen, damit die Air Condition ihr nicht an die Kehle geht. Das war’s.

Angelika Milster kann schon früh am Tag sehr direkt gucken, denn sie ist ein Morgenmensch. „Das ist jetzt nicht so wichtig“, entscheidet sie streng, wenn es ihr zu privat wird. Abends, wenn sie kein Konzert gibt, kann sie sich dafür schon um neun „in meine kleine Bettpraline“ kuscheln. Wenn sie allerdings auftritt, wie am 11. November, dann kommt morgens um zehn die Gesangslehrerin, zwei Stunden später der Korrepetitor, der nachmittags noch einmal kommt. Ganz ungebeten gesellt sich dann das Lampenfieber dazu – es hat nie ein Ticket und kommt trotzdem immer rein. Die beiden Kleider – eins vor der Pause, eins nach der Pause – sind schon da. Erst nach der Vorstellung kommt die freudige Gier nach den Blumenkörben, die man ihr in die Garderobe schickt. Sie lässt sie in geräumigen Autos in ihre Berliner Wohnung bringen und pflegt dort jedes Pflänzchen, so lange, wie es nur irgend blühen will.

Bis zum 11. November ist es für Angelika Milsters Fans noch eine Weile hin. Aber wenn sie jetzt Bus fahren, dann können sie sie an der Haltestelle treffen. Dort schaut sie schon als Diva vom Plakat – und friert nicht mehr. ded

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