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Berlin: Es war keine Vogelgrippe

Nach den ersten Tests geben Behörden Entwarnung Nächste Ergebnisse werden heute erwartet

Erste Untersuchungen haben Befürchtungen auf einen Vogelgrippe-Fall in Berlin nicht bestätigt. Das Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen (Ilat) stellte bei dreizehn am Mittwoch gefundenen Vogelkadavern kein Vogelgrippe-Virus fest. Allerdings würden weitere 40 tote Vögel untersucht. „Die Ergebnisse werden wir bis Freitagnachmittag haben“, sagte Jochen Hentschke, der Leiter der Infektionsdiagnostik im Ilat.

Hentschke rechnet damit, dass seine Mitarbeiter und auch er in den kommenden Tagen noch reichlich Arbeit haben werden. „Die Menschen sind sehr aufmerksam“, sagte er. Experten warnten auch gestern vor Panik – doch nachdem nun feststeht, dass auf der Insel Rügen noch mehr verendete Schwäne mit dem auch für Menschen gefährlichen H5N1-Virus infiziert waren als bislang gedacht, wächst in Berlin die Sorge vor dem ersten Vogelgrippe-Fall. Polizei und Feuerwehr registreiren vermehrt Anrufe von Menschen, die tote Vögel melden. Beunruhigte Bürger würden an die Veterinärbehörden in ihren Bezirken verwiesen. Im Ilat fällt deutlich mehr Arbeit an als sonst üblich. Während die Experten seit Oktober vergangenen Jahres 120 tote Vögel untersucht hatten, waren es innerhalb von zwei Tagen bereits 53.

Der Veterinär-Experte der Freien Universität, Hafez Mohamed Hafez, sagte, er rechne in den kommenden Monaten mit weiteren Vogelgrippe-Fällen in Deutschland. Er warnte aber vor Hysterie. Die Ämter müssten nun verhindern, dass der Erreger Nutzgeflügel befalle. Die verordnete Stallpflicht, die ab dem heutigen Freitag gilt, sei daher richtig. Es sei aber gerade in einem kalten Winter normal, dass Vögel verendeten. Eine auffällige Häufung könne er nicht feststellen.

Ähnlich äußerte sich die Sprecherin von Gesundheitssenatorin Heidi Knake- Werner (Linkspartei/PDS). Es sei normal, wenn im Winter zwischen 20 bis 30 tote Schwäne in einer Woche entdeckt würden. „Tiere, die nicht genug Futter finden, sind geschwächt und können auch deshalb sterben.“ Seit Oktober vergangenen Jahres werde in Berlin regelmäßig Geflügel untersucht. Alle Tests waren negativ. Dennoch rät die Senatsverwaltung für Gesundheit dringend davor, „tote Tiere anzufassen oder Federn aufzusammeln“. Auch Infektionsdiagnostiker Hentschke rät zu Vorsicht: „Eltern sollten mit ihren Kindern derzeit nicht dorthin gehen, wo Höckerschwäne gefüttert werden.“

Das H5N1-Virus wurde bisher vor allem im Schnabel und im Kot nachgewiesen. Auch Zugvögel reinigen ihr Federkleid mit dem Schnabel. Wenn das Virus in hoher Konzentration an den Federn haftet, könnte es theoretisch auf ein Kleinkind, das nach der Berührung seine Finger in den Mund nimmt, übertragen werden.

Für den Notfall, so heißt es bei den Behörden, lägen Pläne bereit.

Die Geflügelzüchter in Berlin und Brandenburg dagegen wissen noch nicht so recht, wie sie mit der aktuellen Situation umgehen sollen. „Wir sehen ein, dass es eine Stallpflicht geben muss“, sagte Manfred Lau, der Vorsitzende des Landesverbands der Geflügelzüchter. „Aber für uns ist sie eine Katastrophe.“ Lau befürchtet ein verlorenes Jahr für die Züchter. Denn manche Rasse befruchte nicht im Stall. Die Tiere kämen mit der ungewohnten Enge nicht zurecht. Lau zufolge hat vor allem die seltene „Emdener Gans“ Probleme mit derlei Bedingungen.

Für die kommenden Tage steht zu vermuten, dass die Labors weiterhin an der Grenze ihrer Belastbarkeit arbeiten. Das Landeslabor Brandenburg hat laut Direktor Roland Körber gestern 25 tote Vögel untersucht. Befund: negativ. Dafür wurden 43 neue tote Vögel gebracht. mne

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