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Berlin: Esplanade

Es begann mit einem Unglück. Der Kellner mit der eleganten goldenen Krawatte beugte sich vor, da krachte es.

Von Frank Jansen

Es begann mit einem Unglück. Der Kellner mit der eleganten goldenen Krawatte beugte sich vor, da krachte es. Drei Cocktails rutschten vom Tablett, landeten auf dem Tisch und sprenkelten die Hose des senior compañero. Doch er blieb cool und begab sich nahezu wortlos zum Beinkleidwechsel aufs Zimmer. Der drinking man und die zwei compañeras (die echte plus senior) übten sich in sanftem Spott, betrübt war eigentlich nur der Kellner. Die nächsten Cocktails setzte er dann beidhändig ab.

Der drinking man hatte sich samt Clan nach Brandenburg begeben, ins Hotel Esplanade in Bad Saarow. Der Ableger des Berliner Grand-Hotels Esplanade prunkt mit einer üppigen Wellness-Anlage und leistet sich selbstverständlich auch Bars. Die zentrale trägt den etwas albernen Namen „Das betrunkene Piano“. Platz nehmen kann man in dem kleinen, mit einem rot schimmernden Tresen bestückten Lokal oder an den Tischen der angrenzenden Lobby. Dort saß die drinking family auf einem langen Sofa und in Korbsesseln. Daneben knackte ein Feuerchen in dem wuchtig strengen Kamin. Nett hier. Auch wenn ab und zu eine Zweithose benötigt wird.

Die Karte wirkt edel und präsentiert neben einer üppigen Auswahl Drinks und Spirituosen – allein 22 Sorten Absinth – auch launige Aphorismen. „Ich habe mehr vom Alkohol bekommen als er von mir“, soll beispielsweise Winston Churchill gesagt haben. Wird irgendwie stimmen. Derweil traktierte in der Bar ein dunkler Mensch mit Hut und langen, dünnen Rastalöckchen das Piano. Bisweilen so heftig, dass der Name der Bar bald auch bedächtigen Gästen einleuchtete.

Gekostet wurden an diesem Abend ein French 75 (Bombay Sapphire Gin, Zitronensaft, Grenadine, Champagner), blutrot und gut, ein Mai Tai, den die compañera als zu süß („Zuckerwässerchen“) abtat, ein Mojito, der den senior compañero begeisterte und ein schlichter Cynar. Den compañeras genügte es, drinking man und senior compañero zogen weiter.

Das Hotel verfügt auch über eine in wenigen Schritten zu erreichende Dependance, ein Überbleibsel des ehemaligen Kurhauses von Bad Saarow. Unter dem Dach ist eine „Winston Lounge“ eingerichtet. Immerhin hatte Churchill in den 20er Jahren in dem Villenort am Scharmützelsee gekurt und sogar einige Runden Golf gespielt – ein ziemlich eindeutiger Verstoß gegen sein weltberühmtes Credo „no sports“. Doch Drinking man und senior compañero ließen sich nicht beirren und beschränkten die sportlichen Aktivitäten auf das rasche Erklimmen der Barhocker. Da saß es sich ausgesprochen angenehm, mit Blick ins hohe Gebälk der Dependance. Eine äußerst freundliche Servierdame brachte einen wunderbaren Malt, Balvenie Port Wood 1989, und ein Glas Morand Williamine. Superb. Mehr Wellness braucht man doch nicht, oder?

Hotel Esplanade Resort & Spa, Seestraße 49, Bad Saarow, Tel.: 033631 - 4320.

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